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12.03.2011 Linzer ASK – FC Wacker Innsbruck12.03.2011 Linzer ASK – FC Wacker Innsbruck

12.03.2011, 18:30 Uhr
Linzer ASK – FC Wacker Innsbruck
Linz, Stadion “Auf der Gugl”
1. Liga Austria – 5.700 Zs. – 0:1

Auswärtssieg in Regensburg. Das Wochenende ging schon mal gut los. Das dritte Spiel in Regensburg und nach zwei Niederlagen der erste Sieg im Jahnstadion. Und das vor ca. 2.500 angereisten Dynamofans. Krass! Denn damit stellten wir die knapp die Hälfte der Zuschauer. Aufstiegseuphorie macht es möglich. Abpfiff in Regensburg für unsere Autobesatzung gleichbedeutend mit dem Gang zum Auto. Denn 18 Uhr 30 war Anstoß beim Linzer ASK gegen Wacker Innsbruck. Schon das zweite Auswärtsspiel der Innsbrucker welches ich diese Saison sehe. Darf ich mich jetzt Hardcore-Wacker-Auswärtsfahrer nennen? Wohl eher ni, oder?

Die Fahrt nach Linz zog sich ein wenig, konnte aber mit der Bundesligakonferenz kurzweilig gestaltet werden. Kurz nach Anpfiff standen wir am Stadion und sahen die ersten Rauchwolken aufsteigen. Im Laufschritt zu Kasse geeilt, nen Zehner über den Tisch geschoben und wieder im Laufschritt a die Eingänge: „Nee Jungs, ihr kommt hier nicht rein. Ihr müsste auf die andere Stadionseite!“. Na toll. Bis wir ums Stadion rum gelaufen waren, vergingen auch noch mal fast zehn Minuten. Da wir aber den Innsbrucker Hauptmob noch an den Bussen stehen sahen, sie liefen geschlossen mit ca. 40 Mann zum Gästeblock, wussten wir, dass wir nicht all zu viel verpassen würden.

Als wir dann endlich mal im Stadion waren, wurde sich auf der Tribüne rechts vom Gästeblock niedergelassen, loderten hier ja schon die ersten Feuer. Aber aus irgendwelchen Gründen waren sich zwei Innsbrucker darüber nicht einig und lieferten sich ein kleines Handgemenge. Ich selber war froh nicht allzu nah an dem Block der Schwarz-Weißen zu sitzen, ging mir doch der Dialekt des Capos schon beim Betreten der Tribüne auf die Nerven. Dieser österreichische Dialekt….da rollen sich mir die Zehennägel hoch.

Das Spiel war, um es gelinde zu sagen, wobei ich nun gerade überlege noch eine negativere Bewertung zulasse, mit einem Wort: unterirdisch. In Österreich würde Dynamo wohl um die Meisterschaft mitspielen. Blick auf die Ränge. Nicht das Niveau des Supports meine ich, da ich es sinnlos finde wie selbst ernannte Ultragrößen den Support der Fans für eine Mannschaft auseinander nehmen. Wenn man so den aktuellen Ultragazetten glauben darf, geht es bei Ultra wohl nur noch darum, welche Szene ihre Mannschaft wie unterstützt und wo man dort am besten den Hebel ansetzen kann, damit man das auseinander nehmen kann um die eigene Gruppe ins beste Licht zu rücken. Am besten nicht spielbezogen, dafür aber 80 Strophen und schwere Texte. Und dann wird noch jede andere Aktion auf den Rängen ausgewertet. Ich zitiere einen Osnabrücker: „St. Etienne nur 20 Sekunden mit Rücken zum Spielfeld. Schwach!“ Und sonst so? Mal ehrlich, ihr Ultragrößen: Was wollt ihr mit den textlich ausgereiften Liedern ausdrücken? Wie eloquent ihr euren Verein besingen könnt? Mensch. Fußball ist dreckig. Da frisst man als Spieler Gras und als Fan dreht man gefälligst durch. Die Gästefans, -spieler und Schiedsrichter im Stadion müssen doch, solange die eigene Mannschaft nicht sicher führt und das Spiel dominiert, jede Sekunde die Abneigung die man ihnen gegenüber hat zu spüren bekommen. Ich sag mit Absicht nicht Hass, denn Hass ist etwas zu hoch angesiedelt und ein inflationär benutztes Wort. Aber Aggressivität, Wut und eben Abneigung muss im ganzen Stadion zu spüren sein. Dieses Spannung, das Knistern der Luft muss zu spüren sein. Die Gegenspieler müssen bei jeder Ballannahme denken, dass die Heimfans sofort auf den Platz springen und ihnen den Meniskus raus reißen. Das Schiedsrichtergespann muss auch denken, dass sobald eine falsche Entscheidung getroffen wird, ebenso die Fans auf dem Platz stehen und ihnen die Fahnen und Pfeifen in den Hals schieben. Wenn dann natürlich die eigene Mannschaft 3:0 führt oder das Spiel dominiert und nichts mehr abbrennt, kann man den Sieg feiern und muss nicht mehr spielbezogen supporten.

Innsbruck mit den Leuten um die VK und I Furiosi mit ca. 150 bis 200 Personen im Gästeblock vertreten. Supporte kannte ich nun schon vom Auswärtsspiel in Ried. Solider, durchschnittlicher Auftritt. Nicht mehr und nicht weniger. Was ich allerdings komisch fand war, dass öfters mal eine Fackel angerissen wurde, sich dies aber überhaupt nicht stimmungsfördernd auswirkte. Ich hatte den Eindruck, dass hier seitens Innsbruck nur gezündet wird, weil es akzeptiert ist und man aus Gewohnheit zündet. Fand ich persönlich nicht so prall, denn wenn immer und wieder eine Fackel gezündet wird, guckt man auch irgendwann nicht mehr hin. Ist wie mit dem Dauersingsang eines Liedes. Irgendwann schalte ich ab und guck nur noch auf das Spielfeld. Das ist wie, wenn ich solche Texte schreibe und im Hintergrund läuft eine CD. Ich hör zwar, dass Musik mein Gehörgang erreicht, doch über die Texte mach ich mir weniger Gedanken, da die Musik einfach nur im Hintergrund vor sich hin dudelt.

Bei den Anhängern des LASK sah man zu Beginn der zweiten Halbzeit ein „LASK“-Spruchband hinter dem gezündet wurde. Gut, wir sahen das nicht wirklich, nur das der Block erhellte wurde, da wir seitlich zu diesen saßen. Doch Anzeigetafel sei dank, konnten wir doch das ganze Ergebnis sehen, da es auf dieser gezeigt wurde. Echt krass. Man stelle sich das mal für Deutschland vor. Da ich die schwarz-weißen Fans aus Linz zuvor noch nie gesehen habe, kann ich mir ehrlich gesagt kein Urteil über ihre Supportleistung bilden. Vergleichswerte fehlen einfach. Was allerdings auffiel war, dass es in ihren Block familiärer Zuging. Es hatte nicht den Anschein, als würde hier die größte Organisation bestehen. Es machte mehr den Eindruck, als kämen alle locker zu einem Heimspiel des LASK zusammen und singen halt. Von Alt bis Jung – alles war dabei. Und wenn der Block mla nicht die gewünschte Lautstärke des Capos erreichte hörte man nur: „Gemma, gemma, gemma!“ (wer das Wort schon mal gehört hat, wird wissen was ich meine).

Das Spiel an sich war, wie schon erwähnt, der letzte Schrutz. So verwunderte es nicht, dass erst kurz vor Abpfiff der Siegtreffer für Wacker viel. Gemessen an der Leistung müssten beide Mannschaften eine 3:0-Niederlage in der Tabelle erhalten. Nicht einmal Alexander Zickler konnte mit seiner Einwechslung etwas für die Spielkultur tun. Ich glaube, dass ich ihn nicht einmal am Ball gesehen habe. Mit dem 1:0 für Innsbruck kippte allerdings die Stimmung bei den LASK-Fans und man schrie fortan nur noch „Reichel raus!“ und „Reichel wir kommen!“. Reichel ist der Manager des LASK mit dem die Anhänger nicht gerade auf einer Wellenlänge funken. Grund wird wohl das miserable abschneiden der Mannschaft in dieser Saison sein. Auf dem letzten Tabellenplatz kann man nichts mehr beschönigen. Mit dem Abpfiff stürmte der Capo sofort auf das Spielfeld und konnte erst nach 30 Metern gestoppt werden. Unterdessen stürmten noch einige andere Fans die Tartanbahn, konnten jedoch von den Ordnern und der anrückenden Polizei am Betreten des Spielfeldes gehindert werden. Der Capo wurde unterdessen von zwei Ordnern im festen Griff vom Spielfeld unter die Tribüne geführt ud stand zwei Minuten später neben uns und unterhielt sich mit einem Lachen im Gesicht mit zwei Herren vom Stadionkiosk, die seiner Maßnahme wohlwollend zustimmten. Auf der Tartanbahn tat sich dann nichts mehr, die Fans verließen das Stadion und wir folgten ihnen. Beim verlassen des Stadions erwähnte ich nur, als die LASK-Fans nach links gingen, dass der Gästeblock doch rechts ist. Feinste Dresdner Manier eben. Der Tross der jungen Fans (Höchstalter vielleicht 18; wir Dynamos stachen schon aus ihnen heraus) setzte sich zum VIP-Eingang in Bewegung, doch scheiterte an den fünf Polizisten die dort standen. Weiter ging es um das Stadion herum mit lauten „Reichel wir kommen!“-Rufen. Als man vor dem Haupttribüneneingang und den Nebenplätzen stand, kam in diesem Moment Innsbruck auf den Weg zu den Bussen auf der anderen Seite der Trainingsplätze entlang, nahm sofort die Ovationen die nicht ihnen galten an, pöbelte los und schoss direkt eine Leuchtspur auf die Linzer. Diese pöbelten nun zurück und antworteten mit geworfenen Bengalos. Eine stattliche Innsbrucker Meute rannte nun über die Trainigsplätze, Leuchtspur hier, Bengaloweitwurf da, doch konnten sich beide Seiten nicht unterhalten, da der Standpunkt der Linzer fünf Meter höher lag als die Trainingsplätze und auch ein Zaun dazwischen war. Innsbruck sah die Chance der Kontaktaufnahme nun darin gegeben an den Bussen vorbei durch ein kleines Tor zu den Linzern zu gelangen. Doch riegelten die Cops das Tor ab. Zum Glück für die Linzer muss man sagen, denn die Innsbrucker waren wesentlich älter und besser gebaut. Linz verschwand dann in den Straßen der Stadt, Innsbruck versuchte noch das Ausfahrttor aufzureißen. Krasse Sache. Soviel Spaß für wenig Geld. Die Polizei hielt sich die ganze Zeit dezent im Hintergrund, schickte die Leute immer nur weiter und bat einen Linzer, der auf dem Zaun hang und wild gestikulierte mit den Worten „Ja bist du deppert?“ von selbigen herunter. Kein Knüppel wurde eingesetzt, keine Festnahme gab es zu verzeichnen. Und wir müssen in Regensburg alle Tricks anwenden, damit wir wenigstens Krepprollen mit ins Stadion bekommen. Deutschland du bist krank! Nach diesem unerwarteten Erlebnis fuhren wir ins gebuchte Hotel, schauten uns die Sportschau an und diskutierten noch ein wenig. (goju)