PFC Slavia Sofia 1913 – PFK Botew Plowdiw
Sofia, Stadion Aleksandar Shalamanov
1. Liga (Parva Liga) – 500 Zs. – 3:2
Der 3. März, ein großer Tag in der Geschichte Bulgariens. Denn an diesem Datum im Jahr 1878 schaffte man es, sich von den Osmanen nach über 500 Jahren zu "befreien", weshalb es als der Nationalfeiertag Bulgariens gilt. Die Feierlichkeiten durften wir uns an diesem Vormittag in der Innenstadt von Sofia anschauen, unter anderem das Militär marschierte in einer Parade vor der Aleksander Newsky Kathedrale, welche in Gedenken an die Opfer des Befreiungskrieges errichtet wurde.
Am Nachmittag stand für uns noch ein zweiter Kick in der bulgarischen ersten Liga an. Slavia Sofia empfing zuhause Botev Plovdiv, hier haben wir uns natürlich bei weitem nicht so eine Kulisse wie beim Derby am Vortag erwartet, dass allerdings nur ein paar Hundert Zuschauer den Weg ins Stadion gefunden haben, hat uns dann doch überrascht. Vor allem von Plovdiv hatten wir eigentlich erwartet, dass sie einen passablen Gästeanhang mitbringen, aber da wurden wir knallhart enttäuscht. Warum ihre aktive Anhängerschaft rund um die Hauptgruppe der "Bultras Plovdiv" nicht erschien, wissen wir leider nicht. Vielleicht hat es mit dem Nationalfeiertag zu tun, der für Fans doch eher unfreundlichen Anstoßzeit von 15:00 an einem Montag oder auch der miserablen Form von Botev, da sie seit 11 Spielen keinen Sieg mehr einfahren konnten. Vielleicht auch ein Mix aus allem, wer weiß. Die "Boys Sofia" ließen dafür was von sich hören, das Liedgut war abwechslungsreich und es wurde durchgehend supportet. Grund zur Freude hatten sie auch, 2:1 war der Pausenstand für ihr Team. Es wurden passend zum Nationalfeiertag bulgarische Flaggen im Block neben ihren üblichen Schwenkern geweht und in der Mitte der zweiten Hälfte zeigten sie sogar eine kleine Pyroshow, die ebenfalls aus Rauchtöpfen in den nationalen Farben bestand. Hat jedenfalls gut gequalmt und sah ansehnlich aus. Leider konnte man für eine bessere Sicht auf ihren Block und die Haupttribüne nicht auf die andere Seite gehen, hier war alles abgeriegelt. Die fehlenden Sitze auf der gegenüberliegenden Tribüne sind übrigens ein Resultat von stumpfer Gewalt in einem Spiel vor einem knappen Monat, als CSKA zu Gast war und mit 1:0 verlor. Darüber waren die Gästefans nicht amüsiert und rissen mal eben gut 100 Sitzschalen raus. Balkan halt... Plovdiv gelang zwar noch Ausgleich, doch Slavia schoss in der 69. Minute dann den Treffer zum finalen Endstand von 3:2, so sahen wir und die zahlreichen anderen deutschen Fußballtouristen am Ende einen verdienten Heimsieg.
So machten wir uns zügig auf den Weg zum Flughafen, um unsere Maschine nach Memmingen zu erwischen. Für Kièls waren es zwar nur zwei Tage in Sofia, ich war allerdings wie schon im ersten Bericht erwähnt ein paar Tage länger im Land und graste noch einige schöne Orte im Süden Bulgariens ab. Von unserem Hotel in Blagoewgrad machten wir uns an einem Tag beispielsweise auf den Weg in das Rila Gebirge, wo ich mit meinen Eltern eine kleine Wanderung zu den Pyramiden von Stob antrat. Ein magischer Ort, durch Erosion sind hier dutzende kleine Sandsteinformationen entstanden, die - wie der Name schon sagt - in spitzen Dreiecken aus der Erde ragen. Die Wanderung dort hin nimmt in etwa eine Stunde in Anspruch und der Weg erfordert festeres Schuhwerk, aber es lohnt sich definitiv diesen Ausflug zu machen! Ebenfalls in der Nähe befindet sich das bekannte Kloster Rila, welches das größte in ganz Bulgarien ist und sogar als UNESCO-Welterbe gilt. Vor allem imposant sind die vielen Malereien innen und außen, die die Fassade des Klosters prägen. Verbunden mit einem kurzen Besuch in der Höhle des heiligen St. Ivan Rilski ganz in der Nähe, hatten wir ein schönes Programm in der Gegend hinter uns. Man sollte sich nur bewusst sein, dass die Temperatur im Gebirge ein wenig sinken kann. Wir sind zu den Pyramiden bei 16°C und Sonnenschein gelaufen, am Kloster mussten wir plötzlich bei nur noch 3°C durch den Schnee stapfen, und das nach gerade mal einer halben Stunde Fahrzeit zwischen beiden Orten.
Den zweiten Tag im Süden verbrachten wir mit der Besichtigung von Blagoewgrad, der Heimatstadt meines Kollegen vom Schüleraustausch damals, sowie der Stadt Bansko, die aufgrund der Lage am Fuße des Pirin Gebirges als Skigebiet gilt. Hier könnte der Kontrast aus kleinem, traditionellem Altstadtkern und Hotelketten mit Après Ski Lokalen nicht größer sein, aber auch hier hin lohnt sich der Abstecher definitiv! Der Ausblick auf das Tal vom "Observation Tower" im gegenüberliegenden Städtchen Razlog durfte dabei nicht fehlen. Am Abend speisten wir noch in einem Lokal, das mit gutem Essen begleitet von traditioneller Live Musik überzeugte. Die Einheimischen bildeten dazu eine Kette durch das ganze Restaurant und führten bulgarische Volkstänze vor. Auch ich wurde gebeten meinen Allerwertesten zu erheben und das Tanzbein zu schwingen. Nach ein paar Minuten hatte ich den Dreh zumindest halbwegs raus und es fiel schon fast nicht mehr auf, dass ich eigentlich gar kein Taktgefühl hab. Alles in allem verbrachten wir also ein paar schöne Tage in Bulgarien und ich muss zugeben, dass ich die ausgeprägte Kultur, die Herzlichkeit der Menschen und die Vielfalt an Natur schon ein bisschen in mein Herz geschlossen habe. Für mich ist es auch nach meinem dritten Besuch hier nach wie vor ein besonderes Erlebnis und ich kann es jedem empfehlen, sich auch außerhalb vom Fußball Zeit zu nehmen, das Land kennenzulernen!
(Der Jungspund)
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