Zwischen den Spielen in Hanoi und Saigon wurde ein wenig geurlaubt.
Von Hanoi aus sind wir mit dem Bus zur Halong-Bucht gefahren und haben eine eintägige Kreuzfahrt zwischen den malerischen Felsen der Bucht genossen. Als der Dampfer Anker warf hatten wir sogar die Möglichkeit einen kleinen Strand anzusteuern und ein wenig im südchinesischen Meer zu schwimmen. Die Kreuzfahrt kann ich jedem ans Herz legen. Von Hanoi aus findet man immer eine freie Kabine und die Anzahl der Felsen ist um einiges Höher als in Thailand.
Mit dem Bus fuhren wir wieder zurück in das Verkehrschaos von Hanoi und besichtigten einen, von der ruhmreichen vietnaesischen Armee abgeschossenen, B52 Bomber. Das Wrack liegt da einfach mitten in der Stadt in einem Tümpel. Davor hat man eine Plakette angenagelt als Mahnung an die Imperialisten sich nicht mit Vietnam anzulegen. Drumherum gab es Restaurants und Kaffees und die Vietnamesen haben den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Mit dem Nachtzug fuhren wir dann weiter nach Hue, in die ehemalige Hauptstadt Vietnams.
Auch im Zug hingen alle paar Meter sensationelle Propagandaposter. Bereits in Hanoi hatte ich einige, auf Reispapier gemalte, Poster erstehen können.
In Hue besichtigten wir die traumhaft schöne Kaiserstadt, einige Kaisergräber und einen Friedhof, bei dem uns der Mund offen stehen blieb. Mitten in der Pampa steht da ein Friedhof, der aussieht wie Manhattan. Ein Grabmal ist prunkvoller, bunter und höher als das Andere. Die Menge der Gräber reichte bis zum Horizont. So etwas beeindruckendes haben wir noch nie gesehen, wir wussten nicht, was wir zuerst fotografieren sollten. Weil man ja nicht nur Streetfood essen kann, zog es uns in ein Restaurant. Da haben wir die Gelegenheit genutzt um mal Froschschenkel zu essen. Schmeckt ein bisschen wie Hähnchen. Von Schlangenköpfen haben wir die Finger gelassen. An Nudeln, die entfernt an Batteriesäure erinnerten, habe ich mir so sehr das Maul verbrannt, dass ich stundenlang nichts mehr geschmeckt habe.
Mit einem Grab-Fahrer, der in Hue zu unserem persönlichen Fahrer mutierte, fuhren wir über den Wolkenpass zu unserer Residenz nach Hoi An. Besonders Ping war extrem gespannt auf die Stadt, weil das Internet Hoi An als wahnsinnig bunte Stadt darstellt mit jeder Menge Schneidern, bei denen man sich für schmales Geld Klamotten nähen lassen kann.
Okay, dass mit der bunten Stadt ist nicht gelogen, allerdings ist Hoi An, glaube ich, die Instragram-Stadt Vietnams. Kaum hatten wir die Altstadt betreten wurden wir von Armeen von Verkäufern belagert und die Touristen drängelten sich durch die engen Gassen. Ich habe irgendwann auf die Frage „ where are you from my friend“ mit der Antwort „from Techoslovakia“ reagiert und damit für maximale Verwirrung gesorgt. Bei Tageslicht ist Hoi An eine richtige Katastrophe, nachts wird man allerdings für den Affenzirkus des Tages entschädigt. Nahezu jedes Haus ist mit bunten Lampions geschmückt und auf dem Flüßchen in der Altstadt fahren unzählige, ebenfalls mit Lampions geschmückte, Boote umher. Das ganze Treiben auf dem Wasser ergibt ein wirklich schönes Bild. Ping war ebenfalls besänftigt, weil es Läden mit vietnamesicher Seide gab und sie sich etwas schneidern lassen konnte. Die Zeit in Hoi An haben wir genutzt, um tatsächlich mal ein paar Tage Urlaub machen zu können. Am Meer haben wir uns den Arsch verbrannt und wir haben einige Liter Huda-Bier und Coconut-Coffee vernichtet. Ich habe außerdem eine starke Banh Bao-Abhängigkeit (gefülltes Reismehlbrötchen) entwickelt.
Mit dem Grab-Driver gings dann zum Flughafen nach Da Nang und von da aus in den zweiten Großstadtmoloch Saigon, welches zu Ehren Ho Chi Minhs in Ho Chi Minh-City umbenannt wurde.
Saigon machte auf uns einen wesentlich westlicheren Eindruck als alles Städte die wir zuvor besuchten.
Die Straßen waren breiter, es gab jede Menge Nobelhotels und Wolkenkratzer und auf den Straßen ging es etwas zivilisierter zu (allerdings auf sehr niedrigem Niveau) als in Hanoi.
Wir erkundeten die Stadt erst einmal zu Fuß, allerdings reichte es nur für ein paar Saigon-Bier, da hier alles recht früh zu macht.
Am nächsten Tag gings früh raus, da wir uns mit M, der aus irgendeinem Winkel der Welt angereist war, und Ling Ling in der Stadt getroffen haben.
Mit den Beiden sind wir zum Wiedervereinigungspalast gelaufen, in dem 1975 das Ende des Vietnamkrieges besiegelt wurde.
Wir haben uns die Büros und die Bunker angeschaut und sind zum Museum der Kriegsverbrechen weiter gezogen. Das Hauptaugenmerk lag hier auf der Zeit des Krieges gegen die Amerikaner. Man konnte jede Menge Kriegsgerät begutachten und die Greuel die selbiges in diesem wunderschönen Land verursacht hat. Besonders die Fotoausstellung (Requiem) und der Agent-Orange-Raum jagten einem den ein oder anderen Schauer über den Rücken.
Nachdem der Besuch emotional verarbeitet war, sind wir mit dem Grab zum Stadion San van dong Thong Nhat gefahren. Bei einem Straßenverkäufer haben wir die Tickets für 2 € pro Ticket gekauft. Uns hat sich nicht erschlossen, wie ein Straßenverkäufer Geld verdient, wenn er die Tickets zum Originalpreis verkauft, naja, andere Länder, andere Sitten. Ich konnte ein Originaltrikot der Heimmannschaft für umgerechnet 16 € erstehen und war darüber nicht unglücklich.
Am Einlass gab es eine Pseudokontrolle, der Bockwurstbulle muss seinen Job ja ebenfalls rechtfertigen. Leider konnten wir im Stadion kein Bier erstehen, was bei Ping und mir auf die Stimmung drückte, M und Ling Ling hats gefreut. Besonders M war happy, weil er 1. irgendein widerwärtiges Zuckerzeug saufen konnte und 2. wir Ling Ling nicht weiter abfüllen konnten.
Das Stadion lag in einem ziemlich abgerissenen Stadtteil, so das die Plattenbauten, zusammen mit der untergehenden Sonne, ein schönes Bild ergaben.
Zum Anpfiff gab es, wie schon in Hanoi, Fontänen und Konfetti, außerdem wurden (auch an uns) Fahnen verteilt. Eine Hand voll Typen hatte sich, schräg hinter dem Tor, hinter einer Ultras-Fahne versammelt, allerdings spielte bei uns die Musik und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Birnen auf unserer Gegengerade hatten nämlich eine riesige Box mitgebracht, über die nicht nur die Ansagen an das Fanvolk gemacht wurden sondern auch während der gesamten Zeit des Spiels laut Mucke läuft. Die Typen sind echt nicht ganz dicht. Was uns auffiel, niemand der Anwesenden hat einen Fanschal getragen, das scheint eine Fandevotionale zu sein, die es noch nicht bis nach Vietnam geschafft hat.
Der Gegner, mal wieder Da Nang, war heute sogar mit Fans angereist. Der viel zu große Gästebereich wurde mit Fahnen umrandet und jeder Fan erhielt 1-2 kleine Schwenkfahnen, dazu waren Trommeln und ein Megaphon im Einsatz. Bis auf Da-Nang-Sprechchöre und Klatscheinlagen wurde allerdings nichts außergewöhnliches geboten. Allerdings muss man, bei den Straßenverhältnissen in Vietnam vor den Fans von Da Nang den Hut ziehen, dass sie diese Knochenbrechertour mitgemacht haben. Das Spiel ging mit 3 : 0 an Ho Chi Minh City und der Pöbel hatte Spaß, nach jedem Tor wurden die Fontänen gezündet und nach einem Tor hat einer sogar einen orangenen Nebeltopf gezündet. Das hat für so viel Furore gesorgt, dass der Bereich um den Nebeltopf in nullkommanichts leer war. Das rief auch die Bockwurstbullen auf den Plan. Diese rammelten auf die Tribüne um sich der Sache anzunehmen. Zwei Beamte sahen sich dazu berufen den Topf, der so groß war wie eine Sauerkrautdose, ans obere Ende der Tribüne zu bugsieren und mit Wasser zu übergießen.
Nach dem Spiel haben wir ein wenig mit der Mannschaft gefeiert, unsere Fahne zurück gegeben und haben den weiten Weg zum alten Rauthaus zu Fuß hinter uns gebracht.
Vor der Ho-Chi-Minh-Statue haben wir ein paar Fotos gemacht und uns von M und Ling Ling verabschiedet.
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