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22.12.2007 Al Ahly – Baladiyyat Al-Mehalla22.12.2007 Al Ahly – Baladiyyat Al-Mehalla
22.12.2007, 19:00 Uhr
Al Ahly – Baladiyyat Al-Mehalla
Kairo, Military Academy Stadium
1. Liga – 9.500 Zs. – 1:0
Gegen Mittag beim Verband aufgekreuzt, wird uns dort die Ansetzung von Al Jaish bestätigt. Wieder mit der U-Bahn bis El Marg. Dort wieder an der Uni vorbei und dann auch noch die letzten Kilometer gelaufen, der Weg war uns ja jetzt bekannt. Am Stadioneingang guckten uns die Wachen nur komisch an, als wir ihnen den Ausdruck vom Verband unter die Nase hielten. Ein herbeizitierter englischsprechender Militärarzt erklärte uns dann, dass das Spiel nicht heute sondern erst irgendwann im Januar ist. Im Ghetto hinter dem Stadion dann ein I-Net-Cafe gesucht und gefunden und das eben gehörte noch mal überprüft, denn so richtig glauben wollten wir es nicht. Schließlich hatten wir ja die Ansetzung vom Verband. Und was lesen wir dann im Internet? Der Arzt hat recht, der Verband unrecht. Naja, was soll’s. Fest eingeplant war diese Spiel eh nicht. Wurde eben ein Taxi ran gewunken und dem Fahrer gesagt, dass er uns doch bitte zum obigen Spiel fahren sollte. Und was war das dann? Der Taxifahrer fuhr ja wie ein Europäer. Zwar ständig hupend, aber sehr vorsichtig. Hatte er etwa Angst um seine wertvolle Fracht. Trotzdem gab es einen beinahe Unfalltod. Und warum? Weil der Taximanne aus dem Chaos ausbrach und ordentlich fuhr. Und das geht hier überhaupt nicht.
Am Stadion mussten wir dann wie gewohnt erst einmal zum Ticketerwerb über eine 4-spurige Schnellstraße. An dem Ticketverkaufsstand (ein Zelt unter einer Brücke) stand dann wieder eine endlose Schlange an Erwerbswilligen. Da aber der Verkaufsstand ein Zelt war, wählte der fuxx die „Hintertür“. So gingen wir einfach mal auf die Rückseite und hatten sofort ohne lange anzustehen unsere Tickets. Alle Ägypter die es uns nach machten, bekamen natürlich kein Ticket und mussten sich wieder anstellen. Da nun aber auch am Eingang eine endlose Schlange stand, wurde der Gästeblockeingang gewählt. Polizei und Ordner gucken uns etwas verwundert an. Fragen uns nach der Nationalität. Gucken noch irritierter, ließen uns aber mit zerrissenen Karten durch den Eingang.
Da wir nun aber doch nicht in den GB wollten, gingen wir einfach auf einen Blockeingang zu. Der Ordner hier verwies und nach rechts in den Gästeblock. Der Ordner am Gästeblock wies uns an, nach einem Blick auf unsere Karten, den ganzen Weg wieder zurück zu laufen und dann auf der Gegengerade Platz zu nehmen. Das Stadion war ja schon bekannt und das Spiel war sehr schwach. Also beste Voraussetzungen um mal zu gucken, was die Ahly-Supporters so bieten.
Am Anfang standen maximal 100 ultraorientierte in der Kurve. Ui, das ist wenig. Schließlich ist ja Ahly der „Club of the Century“. Doch des Rätsels Lösung kam schnell. Nach einiger Zeit wurden nämlich die Tore zwischen den Blöcken geöffnet und schon strömten die Leute von der Gegengerade in die Kurve. So wuchs der Haufen dann auf ca. 300 an. Aber selbst als das Spiel schon lief, hörte der Zuwachs in der Kurve nicht mehr auf. Von außerhalb rückten noch immer Leute nach, so dass die Kurve letztendlich mit ca. 1.000 Mann gefüllt war. Wovon aber maximal nur 400 supporteten. Mehrere Fahnen wurden auch noch aufgehangen, von den ich die Namen aber nicht mehr weis. Glaub war so was in Richtung „Ultras Al Ahly“. Nach dem Spiel dann wieder mit Bus zum Ramsis und ab zu (na, was denkt ihr? Richtig) Mäcces. Wenn Mc Donalds und Co. zur zweiten Heimat wird.
23.12.2007
Heute stand das ägyptische Museum auf dem Programm. Eintritt 25 Pfund. Die Wachmänner hier tun mir richtig leid. Sonst sehen sie überwiegend Frauen mit Kopftüchern und Burkas (was nicht heißen soll, dass es hier keine Frauen gibt, die eben diese nicht auftragen. Gerade in der jungen Generation sieht man da schon sehr viel ohne) und hier im Museum werden sie mit den vollen Reizen einer Frau konfrontiert. Sicher wird auch der ein oder andere Ägypter den Eintritt mal bezahlen um Frauen an zu schauen. Ist ja fast schon eine Peepshow für die. Im Museum wurde dann ganz viel, ganz wichtig angeschaut. Was aber am Ende soviel war, dass man es sich nicht mehr merken konnte. Zumal man hier sicher in die Richtung Ägyptologie studiert haben muss um mit den ganzen Exponaten was anfangen zu können.
Die Mumien wurden nicht angeschaut, da dies noch mal 50 Pfund extra gekostete hätte. Zumal nebenan Tiermumien für lau ausgestellt waren. Welche Touristenart fiel wieder am meisten auf? Na? Dreimal dürft ihr raten. Mein Liebling war es. Der deutsche Tourist aus der Provinz, der in Hurghardar Urlaub macht und mal kurz für einen Tag hier her kam. Unglaubliche Exemplare. Nur wegen denen hat sich der Eintritt schon gelohnt. Was für eine Clownshow. Sie, Mitte 40, mit Rastalocken im Haar (anscheinend die ersten und am Hotelpool vom Animateur zaubern lassen), natürlich schlecht gekleidet. Der Anblick hat schon für Lacher gereicht. Dann ein Mann, ca. 50, bekleidet mit Hooliganproll-Hose (die Jetlag-Hosen mit den komischen Bändeln an den Reißverschlüssen). Dazu ein buntes Hemd, welches noch unter dem Haiwaihemd anzusiedeln ist und eine ockerfarbene Jacke, welche um die Hüften gebunden ist. Und jetzt der Hammer: die noch leicht blonden Haare wurden mit roten Strähnen aufgepeppt. Nicht Angela Merkel ist der optische und modische Alptraum Deutschlands. Nein, solche „Menschen“ sind es. Dann rennen die auch noch lautstark (muss ja jeder mitbekommen wo her sie kommen) durch die Ausstellung und gucken sich pseudointeressiert innerhalb einer halben Stunde das ganze Museum an. „Wenn du das nicht gesehen hast, hast du nichts gesehen. Aber das musst du gesehen haben. Nur das.“ Waren seine Worte, als er an mir vorbei stürmte.
Aber er unterhielt mich dann zum Glück noch ein zweites Mal. Diesmal im Museumsshop, als er an der Kasse vor mir stand. Im feinsten Slang fragte er die Verkäufern (Achtung! Die Dialektwahl ist jeden selbst überlassen) „Nehmen sie auch Euros? Euros! Ob Sie auch Euros nehmen? Und Briefmarken brauch ich auch noch. Aber nehmen Sie auch Euros?“. Wenn Kopfschütteln zum Dauerzustand wird. Die deutsche Realität tut so weh. Ganz im Gegensatz dazu die tschechische Reisegruppe. Gesittet, ordentlich angezogen. Und die Reiseleiterin war ein Traum von einer Frau.
Zum Abendbrot gab es heute bei scooby und mir Eis (eigentlich gab es das jeden Abend) und Kuchen von El Abt. Sehr zu empfehlen dieser Konditor.
24.12.2007
Vom Attaba ging es heute mit dem Stadtbus vorbei am Zoo nach Al-Giza zu den Pyramiden. Von weiten sahen sie noch beeindruckend aus. Als dann aber die 25 Pfund Eintritt gelegt wurden und ich davor stand, dachte ich auch nur noch: „Naja, stehst du halt mal vor den Pyramiden. Nicht so spektakulär. Anscheinend schon zu oft im Fernsehen gesehen.“ Und etwas, was ihr bei den Pyramiden nie tun solltet ist, neben Kamelreiten, die Pyramiden von innen zu besichtigen. Das kostet bei der Cheopspyramide noch mal 50, bei den anderen beiden Pyramiden je 25 Pfund. Dann geht man einen steilen Weg nach oben und kommt in einen Raum der zwar voll stickiger, stehender Luft ist, aber ansonsten total dunkel. Zu „sehen“ gibt es eine leeren Sargopharg und schwarzes Gestein. Ja super. Was eine Verarsche. Nicht mal die bekannten Wandmalereinen bekamen wir zu sehen. Da versteh ich dann aber auch nicht die anderen Touris, denen viehischst einer abgeht, wenn sie mit der Taschenlampe den leeren Sargopharg ausleuchten und das dunkel Gestein anstrahlen. Tut es nicht. Spart euch das Geld. Außer dem Prädikat „Ich war schon mal in einer Pyramide“ gibt es da nichts. Fotografieren darf man in einer Pyramide natürlich auch nicht. Zum Abschluss dann noch der/die/das Sphinx (die Nase wurde von den Mamelucken abgeschossen) bestaunt und mein übliches Touristenspielchen gespielt. Man nehme: viele schwabbelige, blasse westeuropäische Touristen (besonders das Exemplar mit dem viel zu knappen T-Shirt für die viel zu große Blautze ist in Erinnerung geblieben. Das T-Shirt war so knapp, dass die ganze Wampe darunter hervor kam. Igitt.) und lasse sie gegen gepflegt daher kommende osteuropäische Touristen und Touristinnen antreten. Wer gewinnt? Richtig! Der Osten. Schon alleine die Russinnen wahren jede für sich eine Augenweide. Und die Reiseleiterin der tschechischen Gruppe erst. Utopisch!
Zum Abendbrot ging es heute noch mal in eine Brutzelbude, wo sich dann der Besitzer extra wegen mir in die Küche stellte um etwas vegetarisches zu bereiten. Extrem lecker. Kartoffeln in Currysuppe mit Zwiebeln. Dazu noch Reis und Salat. Stand nicht mal auf der Karte. Eine Gaumenfreude. Danke dafür. Im Anschluss noch das Nachtleben von Kairo genossen. Die Cops hatten es endlich verstanden gleich die komplette Straße vor dem Kino zu sperren, was jetzt aber sinnlos war, da der große Andrang vorbei war.
Telekom Beni Suef – FC „Nil“ Beni Suef
Beni Suef, Stadion Beni Suef
2. Liga – 13.000 Zs. – 0 :0
Der fuxx und sein Gespür. Er lotste uns an diesen letzten Tag noch mal nach Beni Suef. Derby sollte es heute also noch mal sein. Beni Suef liegt ca. 120 Kilometer südlich von Kairo in der Fayumregion. Diese ist sozusagen die Obstkammer von Kairo. Eine riesige Oase ist das, die neben dem Nilwasser noch das Wasser eines Sees abbekommt. Von der U-Bahnstadion Monip ging es wieder mit dem Minibus raus aus Kairo, rauf auf die Autobahn und ab gen Beni Suef. Diese Fahrt war die krasseste Fahrt überhaupt. Grundsätzlich wurde immer über 100km/h gefahren. Wenn eine Bodenwelle kam, hob der Minibus halt mal ab und die Insassen berührten mit dem Kopf das Dach. Dann wurde an Stellen und in Situationen überholt, da würde ich nicht mal im Traum dran denken. Aufgefahren wird so dicht wie möglich. Überholt wird wie es gerade passt. Diese Teufelsfahrer hier in einem Rallyewagen oder Tourenwagen und sie hätten immer die Pole Position. Selbst durch Orte, die an manchen Stellen ja eine größere Ansammlung von Leuten bedeuten, wurde einfach nur laut hupend mit voller Geschwindigkeit durchgefahren. Also entweder kennen die keine Angst, oder die haben mit ihren Leben schon abgeschlossen. Wenn man dann noch solche Sätze wie „im Straßenverkehr in Kairo gibt es jeden Tag mehr Tote als auf der Strecke Hamburg – Basel“ lesen darf, wird ein schon manchmal Angst und Bange. Aber überlebt haben wir es ja trotzdem. Aber wenn die Ägypter mal auf deutschen Straßen unterwegs sind, wer wird da wohl kapitulieren? Der Deutsche oder der Ägypter? In Beni Suef dann dem Fahrer für die 120 KM die geforderten 5!!!!! Pfund in die Hand gedrückt und sogleich mit Taxi zum Stadion gefahren.
Das Stadion besteht aus einer komplett überdachten HT (teilweise die Sitze entfernt bzw. nicht repariert) und 12 Stufen ringsum. Zu sehen bekamen wir von beiden Seiten ein spitzen Intro. Rauch, Bengalen, Folienbahnen und Spruchbänder, deren Sinn sich uns leider nicht erschließt, da wir ja kein Arabisch sprechen. Untermalt wurde das ganze von lauten Support beider Seiten. Natürlich auch wieder massig Polizei im Stadion, die aber eine Steinschlacht der beiden Seiten untereinander nicht verhindern konnte. Als ich einen Moment nicht aufpasste, traf mich so ein Teil und mir wurde schwarz vor Augen. Als nächstes spürte ich eine Erschütterung und hörte jemanden „Goju, aufwachen. Wir sind gerade gelandet.“ sagen. Da wusste ich, ich habe das Spiel nur geträumt. Deshalb nun noch mal die richtige Version. Es stimmt alles bis zu dem Punkt „mit dem Taxi zum Stadion“ und das Stadion sieht so aus wie beschrieben.
Als wir dann nämlich Stadiongelände betraten, saßen an einer Kneipe zwei Herren, die ein wenig Englisch konnten und uns erzählten, dass zwar wirklich Derby ist, 14 Uhr sogar (als wir sie fragten, war es ca. 12:30), aber erst am nächsten Tag, dem 26.12. Verdammt. So wurde nun noch mal das Stadion besichtigt. Und auf einmal, während wir so auf das Stadion zugehen, ein Pfiff. Ganz schnell ging es nun hinein. Auf dem Spielfeld zwei Mannschaften mit roten und blauen Trikots. Sollte es etwa jetzt noch ein Jugendspiel geben? Der erste der Aussah wie ein Schiedsrichter wurde angesprochen. Doch er gab zur Antwort: „Only Training“. Und so kam es dann auch. Zwei Jugendmannschaften absolvierten ihr Training. Künstlerpech. Da hat der fuxxsche Riecher mal nicht zu 100% funktioniert. Nach dem dann alle Fotos gemacht wurden, ging es noch mal in eine Brutzelbude am Minibusbahnhof (am Wegesrand lagen unübersehbar tote Esel).
Die Augen von den Kellnern wurden bei unseren Anblick immer größer und selbst der Chef begrüßte uns mit Handschlag. Dann gab es für jeden sein gewähltes Essen (2x Broiler; 1x Nudeln) und nach einer sehr zuvorkommenden Bedienung war auch schon die Zeit zum Aufbruch da. Noch mal der übliche Smalltalk mit den Angestellten und dann gab es ein letztes mal das Highlight „Minibus in Ägypten“. Die Minibusse sind hier wie bei uns als 9er ausgelegt. Jedoch werden in Ägypten immer noch ein paar Sitze mehr rein gebaut, so dass immer 16 Mann (Fahrer + 14 Fahrgäste; des Fahrers Gehilfe sitzt an der Schiebetür im Fußraum) im Minibus Platz haben. Wobei mehr auch mal möglich ist. In diesem unsrigen Fall saßen jetzt 22 Personen im Minibus. 16 Erwachsenen + 6 Kinder. Die Fahrweise war auch nicht viel anders als auf der Hinfahrt. Nur, dass das Gefährt einen leichten Motorschaden hatte. Wenn er stand (z.B. Baustelle) ging er aus. Dann musste der Gehilfe den Minibus von der Straße schieben und der Fahrer haute irgendwo dagegen bis es wieder funktionierte.
Die letzte Mahlzeit in Kairo wurde wieder bei Mäcces (wir werden auch noch zu solchen blassen, schwabbeligen Touris verkommen), danach ging es noch mal auf ein letztes Eis zu El Abt (werd ich vermissen) und ein letztes Mal ins Hotel. Hier wurde noch ein Tee getrunken und ich freundete mich mit der hoteleigenen Katze an.
Anschließend wurde noch mal eine Stadtrundfahrt im Helipolis-Expressbus gekauft, der für die Strecke über eine Stunde brauchte und im Flughafen noch ein bisschen rumgegammelt. Der tui-Flieger hob dann pünktlich um 2:35 ab und 4 Stunden später standen wir schon wieder in Berlin-Tegel. Auf dem Hbf. in Berlin dann gleich wieder das McD okkupiert (dank Monopoly kostenneutral). Noch keine zwei Stunden im deutschen Jammerland und ich hab schon wieder die Schnauze voll. Kommt da doch nicht etwas irgend so eine Type und faselt mich zu, dass ich doch das Foto oder Video, welches ich angeblich mit dem Handy gemacht haben soll, doch bitte lösche. Foto? Video? Hä? Was ist denn jetzt los. Telefonieren wollte ich. Einzige richtige Antwort: „Abhaun Kunde!“ Der Schaffner wollte uns mit unseren zugebundenen Tickets auch nicht einen Zug eher fahren lassen. Weil er hat (O-Ton) „ja noch 20 Jahre bis zur Rente.“ Dann gab es noch ein paar typisch deutsche Ratschläge und ich packte schon wieder gedanklich meine Axt aus, die ich in Ägypten nicht einmal brauchte. Tschüß Ägypten. Vielleicht klappt es noch mal mit uns. (gossnjunge)