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28.01.2012 ELV Niesky – EHV Schönheide 0928.01.2012 ELV Niesky – EHV Schönheide 09

28.01.2012, 18:30 Uhr
ELV Niesky – EHV Schönheide 09
Niesky, Waldstadion
3. Liga Eishockey (Oberliga Ost) – 457 Zs. – 5:2 – Eintritt: 6€

Wer nun gut Rechnen kann sieht, dass zwischen dem Abpfiff beim Testspiel bis hin zum Beginn des Eishockeyspieles knapp 3,5 Stunden Zeit blieben. Und das in der Weltmetropole Niesky. Da weiß man ja was man sich anschauen muss………..Zumindest gibt es hier einige Aufkleber der Blue Boys zu sehen, die den ELV unterstützen.
Gegen 16 Uhr schlugen wir am Eisstadion auf, durften dieses aber erst gegen 17:30 Uhr betreten. Offizieller Einlass und so. Was nun? Als erstes wurde ein kurzes Stück des angrenzenden Trimm-Dich-Pfades bewältigt und der Mount Niesky erstürmt. Das sah dann ungefähr genauso aus wie in der Normandie. Dreißig Minuten später besetzten wir die Stühle der Gaststätte neben dem Eisstadion und zwangen die Bedienung zum Arbeiten. Lars wollte aber nicht darauf eingehen sich ein Schnitzel schmecken zu lassen. Er will abnehmen und deswegen tut es auch eine Eisschokolade und ein Radler. Also was mit dem Kerl  los ist……….
Nachdem die Gaststätte eine Stunde belagert und geringfügig für Umsatz gesorgt wurde, verließen wir das Etablissement. Die Tür geht auf und wir erstarren vor Schreck. Stehen uns doch in diesem Moment einige hundert Mitglieder der hiesigen Stadtbevölkerung mit Fackeln in der Hand gegenüber. Geistesgegenwärtig realisierte ich die Situation  und wusste sofort, dass der Rentner, der uns so unschuldig fragte, ob wir zu denen gehören, uns als Fremde der örtlichen Bürgerwehr gemeldet haben muss. Diese wollten uns nun, wie ich es schon oft erwartet hatte, mit Fackeln, Mistgabeln und vor allem geteert und gefedert wieder aus der Stadt jagen. Um heil aus dieser Situation rauszukommen, weckte ich den Diplomaten in mir und sprach in einfachen, verständlichen Worten: „Bürger, wir beide sind weitgereiste Großstädter. Ich weiß, dass Lars auch bei euch als Schrecken der Kühlschränke bekannt ist. Doch ist sein Appetit schon gestillt und ihr könnt beruhigt eure Vorratskammern wieder aufschließen und uns ohne Züchtigung ziehen lassen.“ Bevor ich meinen Joker (meine Kamera, mit dem ich ihnen den Raub ihrer Seelen androhen wollte) ausspielen konnte, schallte es auf einmal aus der Menge:“ Ey du Vollpfosten! Bist du total bescheuert? Das hier ist eine Demo für den Erhalt des Waldstadions!“ „Öhm, ähm, ähhhhhhhh…..ich muss weg………“
Eine Demonstration für den Erhalt des Waldstadions also. Tja, so kann an sich irren.
Hintergrund der Demonstration ist, dass das Waldstadion über 2015 hinaus erhalten und somit auch der Eishockeysport in Niesky erhalten werden soll. Massa meinte mal vor einiger Zeit, dass Niesky ohne einem Dach über der Eisfläche wohl keine Lizenz mehr für die Oberliga bekommt oder nach Weißwasser umziehen muss. Deswegen wurde die Aktion „Pro Eissport in Niesky“ ins Leben gerufen, mit der unter anderem schon 600 Unterschriften gesammelt wurden, eine Becherpfandaktion gestartet wurden und an diesem Tag die Demonstration mit Fackeln ausgerufen wurde.
Ganz so billig wird die Sanierung des Eisstadions wohl nicht werden, jedoch stellte die Stadt bisher noch keinen Antrag auf Fördermittel. Es soll eine Neuauflage der Fördermittel geben, die bis zu 80 der Gesamtsumme ausgemacht hätten, dann hätte das Waldstadion aber nur noch rein touristisch genutzt werden dürfen. Es gibt noch andere Möglichkeiten die geprüft werden um die Sanierung zu stemmen, doch ist das größte Problem dabei, dass das Eisstadion ein Dauerverlustbetrieb ist. Man wird sehen wie es weiter geht.
Zumindest dieses Spiel gegen die Erzgebirger aus Schönheide fand noch im Eisstadion statt. Auf der Tribüne und rund um die Eisfläche drängten sich offiziell 457 Zuschauer. Also weit mehr, als gewöhnlich zum FV Eintracht gehen.
Vor dem Spiel gab es noch eine Ansprache eines Mitgliedes des Fanclubs „Sturmjäger 31“ in der er darum bat, dass doch bitte die verbalen Angriffe gegenüber Gästefans zu unterlassen sind: „Damit es auch weiterhin gilt: Eishockeyfans sind faire Fans!“. Ich weiß nicht ob man es dann als Situationskomik bezeichnet, aber die erste Zeitstrafe für Schönheide wurde mit dem Lied „Du dummer Sack, du dummer Sack verzieh dich“ begleitet. Man merke: Der Verein darf Spieler des anderen Vereins beleidigen. Die Fans die Fans des anderen Vereins aber nicht.
Auf der Gegengerade sammelte sich der Großteil der Fans, mittig stand das sogenannte Fanprojekt und schwenkte ein paar Fahnen, nutze eine Trommel und stimmte auch ab und an ein Lied an.
Die Blue Boys 07 (dem Anschein nach alle unter 20; Hauptfeind wohl die Blue Sons aus Weißwasser) standen auf der zwei stufigen Hintertorstahlrohrtribüne, schwenkten ebenfalls ein paar Fahnen, trommelten ein wenig und sangen auch hin und wieder. Insgesamt waren es wohl 30 Jungsche die sich mehr oder weniger ein Bein ausrissen. Nichts was man wo anders noch nicht gesehen hat. Aber hey, besser als nix. Und aller Anfang ist ja bekanntlich schwer.
Eigentlich kann ich dem Eishockeysport nicht so viel abgewinnen: Ständig wird bei jeder Unterbrechung unterirdische Musik eingespielt, für zehn Minuten Spielzeit werden teilweise bis zu zwanzig Minuten gebraucht. Aber wenn es auf dem Eis mal bissl zur Sachse geht fetzt es schon ein bisschen. Und das war in diesem Spiel der Fall. Schönheide hatte im letzten Drittel vier Spieler auf der Strafbank sitzen, wovon zwei sogar 10 Minuten Strafe wegen übertriebener Härte bekamen. Vom Umboxen bis mit dem Stock in die Beine hauen war alles dabei. Auch diverse Bodychecks, bei denen der Kontrahent mit Schmackes in die Bande flog, wussten zu gefallen.
Alles im allen ein gelungener Tag. Vor allem besitzt das Eisstadion Niesky ein gewisse Flair. Wieder im Zug wurde die Rückfahrt ebenso gestaltet wie die Hinfahrt: mit Musik und dem Lesen von Fanzines. Auch konnte der Fahrtpreis noch um je 1,50 Euro pro Person gesenkt werden. Ach, wie gern erinnere ich mich an die Zeiten, als wir zu zweit mit dem WET nach München fuhren und nach Wiederankunft in Dresden sogar 1,50 Euro mehr im Portmonee hatten, als bei der Abfahrt. Und da wurde sogar noch Eintritt beim Spiel bezahlt und sich verköstigt. Schön war die Zeit. (goju)