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Alles Absicht #4Alles Absicht #4
Alles Absicht #4 – Schwabensturm 02 – VfB Stuttgart
Nach dem „Phönix aus der Asche“ nun das zweite Heft aus Baden-Württemberg. Diesmal aber aus der Hauptstadt des Ländle Stuttgart und aus der Feder des Schwabensturm 02. Auf 96 Seiten informiert der Schwabensturm 02 über die Spiele der Rückrunde der Saison 09/10 und bietet im letzten Drittel des Heftes noch Hintergründe über vereinspolitische Entwicklungen, eine Filmrezension, eine Bestandsaufnahme zum Thema Ultrakultur und die eigene Meinung zu Kernpunkten von Ultra.
Bei den Spielberichten muss man wieder sagen, dass es nichts ist, was man woanders noch nicht gelesen hat. Aber Spielberichte sind nun mal Alltagsgeschäft und werden sich wohl von Gruppe zu Gruppe nur auf Grund verschiedener Ereignisse unterscheiden. Was sich allerdings wie ein roter Faden durch die Heimspielberichte zieht ist das Ende der Cannstatter Kurve, die durch den Stadionumbau weichen muss. Da merkt man den Schreibern schon sehr die Verbundenheit zur Cannstatter Kurve an und kann auch sagen, dass diese nicht das zweite Wohnzimmer für diese ist, sondern ganz einfach DIE Heimat. Ansonsten haben die aktiven VfB-Fans das gleiche Problem wie alle anderen: die träge Masse im Block, die sich nur schwer zum Support motivieren lässt. Ein Spielbericht, der sich allerdings besonders abhob ist der zum Auswärtsspiel in Hoffenheim, in dem wohl in jedem Satz das Wort relativ vorkam. Gefällt mir.
Wie schon erwähnt werden im letzten Drittel des Heftes Hintergründe zu verschiedenen Themen geboten. Das erste Thema dreht sich voll und ganz um Horst Heldt und dem Wandel vom angesehenen Sportler hin zum populistischen Funktionär, dem man nicht mehr glauben konnte. Ein fast schon aalglatter Mensch, der wusste wie er mit Worten die Masse hinter sich brachte um dann im nächsten Moment sein Wort zu brechen.
Darauf folgt die Rezension zum Film „L’Ultimo Ultras“, in dem der Regisseur Stefano Calvagna eine Hauptrolle übernimmt und auch der Chef der „Guerrieri Ultras“ des AC Mailand, Giancarlo Lombardi, eine tragende Rolle inne hat. Und als weiterer Höhepunkt tritt der Starfußballer Andrej Shevchenko im Film auf. Doch ob der Film die Erwartungen erfüllt, will ich jetzt nicht vorweg nehmen, denn sonst hätte sich der Autor der Rezension selbige gleich auf der Schwabensturm-Homepage veröffentlichen können.
Komme ich mal zum interessantesten Teil: die Bestandsaufnahme zum Thema Ultrakultur und die Meinung der Gruppe Schwabensturm 02 zum selben Thema.
In der Bestandsaufnahme „Ultra(s) was ist nur aus dir geworden? Oder: Die Ultrakultur am Scheideweg!“dreht sich alles darum, ob Ultra wirklich nur Fahnenklau, Gewalt und sinnloses Posen ist, oder ob es nicht noch mehr sein kann und ob es die Aufgabe von älteren „Ultras“, also die der ersten Generation, ist den jüngeren „Ultras“ Werte zu vermitteln? Eine Fragestellung, die man in letzter Zeit des öfteren ließt und auch noch öfter lesen wird. Entspringt sie doch den aktuellen Entwicklungen rund um Repression beim Fußball und der (mal mehr mal weniger) selbstkritischen Reflexion. Ob nun „Ultras“ der ersten Generation dafür geeignet sind, den jüngeren „Ultras“ Werte zu vermitteln, stell ich mal ein wenig in Frage, da die „Ultras“ der ersten Generation noch eine viel wildere Zeit erlebt hatten, in der die Repression seitens des Staates noch nicht die Ausmaße der heutigen Zeit hatte und auch der Fokus der Medien noch nicht so sehr auf dem Fußball und seinen Fans lag. Leere Stadien selbst in der Bundesliga sprachen damals ja Bände über das Ansehen von Fußball in der Gesellschaft. Was allerdings ältere „Ultras“ vermitteln können sind Erfahrungswerte und ein gewisser Weitblick auf dem Gesamtkontext Fußballfans/Vereinsarbeit. Die jüngeren Mitglieder vor Fehlern bewahren, die man selber gemacht hat und den Fokus auf das wichtigste im Stadion lenken: die geeinte Fanszene die den Verein unterstützt. Und da bemängel ich jetzt auch mal die jüngeren „Ultras“, die ins Stadion kommen, die gestandenen „Ultras“ sehen und sich einbilden sofort „Ultra“ zu sein. Klar leben die älteren das vor und sind auch teilweise der letzte aktive Posten in den Blöcken und Kurven eines Stadions. Doch hört hier eben oft die Selbstreflexion auf und Ultra wird meiner Meinung nach zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Ein Fakt den ich auch aus diesem Heft heraus lese. Es gibt nur eine Fanszene im Stadion! Nicht eine Ultraszene und eine Fanszene! Ultras = Fans!
Im letzten Artikel verfasst der Schwabensturm 02 seine Meinung zu den Themen Pyrotechnik, Alkohol, Gewalt, Umgang mit den Medien, Polizei und die Werte des Schwabensturm. Hierbie gibt es auch interessante Einblick, wie man den interessierten Jugendlichen und den (zu recht?) besorgten Eltern das Thema aktive Fanszene näher bringt.
Zusammenfassend sei gesagt, dass „Alles Absicht“ ein Heft ist, dass sehr authentisch wirkt und auch ist und vollauf überzeugen kann und den Machern nach inhaltlich noch ausgebaut werden soll. Für 2,50 Euro macht man hier nichts verkehrt. Kaufen, leihen oder tauschen! (goju)
Alles Absicht
Preis: 2,50 Euro
Seitenzahl: 96
Kontakt: www.schwabensturm02.net – info[at]schwabensturm02.net