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18.11.2023, 13:00 Uhr
FC Vaslui – CS Știința Miroslava
Vaslui Stadionul Municipal Vaslui
Liga III-a - Seria I-a – 50 Zs. – 3:1
geschätzte Lesezeit ca. 9 Minuten


Wie schon geschrieben, wollten wir heute nach Vaslui in Rumänien. Fahrzeit nur 3 Stunden. Ein cooles Stadion, mit der Peluza Nord gibt es eine kleine Fanszene, obwohl wir nicht wussten, ob sie im Stadion aktiv sind, 3 Luis waren noch nicht in Rumänien und der Länderpunkt konnte so eingeheimst werden. Das Wetter machte uns aber auch ganz schön zu schaffen, es regnete und schneite in Vaslui die ganze Zeit bzw. auch auf der Fahrt. Schuhe, Socken, Jacken alles gut nass. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Und diese hatten wir heute aber sowas von dabei, brrrrr. An der moldauischen-rumänischen Grenze musste der Sportliche kurz aussteigen und erklären warum der Südbrandenburger ohne Kontrolle durch den rumänischen Zoll bretterte. Köstlich, wenn sowas passiert. Er nutze, eloquent wie er ist, die Situation, um mit dem Staatsdiener ins Gespräch zu kommen und erfuhr dadurch:

1. der Mann kam aus Vaslui. Cool!

2. die Peluza Nord ist eine kleine Bande. Ok wussten wir schon

3. sie spielen öfters auf dem Nebenplatz. Nee! Mach jetzt keinen Scheiß hier.

Nun war natürlich Alarm im Auto der Reisenden mit Fussballhintergrund! Ok bringt ja nix. Nachdem wir dann endlich, Stau war nämlich auch noch, die Grenze ohne Versicherungsschutz überqueren konnten, der stille Teilhaber schaffte tatsächlich das Kunststück die extra gekaufte Versicherungspolice, in seinem Rucksack im Apartment zu lassen. Ein Feuerwerk der Beleidigungen war sein verdienter Lohn dafür, bis wir die 63.000 Einwohner zählende Stadt Vaslui erreichten. Auf dem Weg dorthin wurde zu allem Übel der Schnee auch noch immer mehr und die Bedenken, ob hier ein zweites Saarbrücken in Rumänien stattfindet immer größer. Am Ende klappte ja alles trotzdem. Tja und wie wir so durch das Schneetreiben fuhren, meinte der Sportliche er freue sich jetzt auf dieses Spiel, da es doch ein kleines Abenteuer wäre. Der stille Teilhaber maulte darauf vom Beifahrersitz, das ist kein Abenteuer, es ist einfach nur scheiße. Die Stimmung stieg also. Hopperstreß. Am Stadion angekommen bemerkten wir schnell, es wird wirklich im coolen Stadionul Municipal Vaslui gespielt. Hier ist man also nicht so verweichlicht wie im Saarland. Genauso schnell bemerkten wir aber auch, dass die Wundertüte Peluza Nord nicht viel hergab. Sie waren leider nicht anwesend. Da wir gern mehr über die Fanbewegung in Vaslui und ihren Protest gegen die Vereinsführung wissen wollten, schlug der Sportliche vor, doch den Versuch zu starten, sie anzuschreiben und sie zu befragen. Denn in ihren besten Zeiten war es eine große und farbenfrohe Kurve, soviel konnten wir jedenfalls im Internet herausfinden. Also setzten sich der Jungspund und ich zusammen und verfassten einige Fragen, welche wir der Peluza als eine Art Interviewanfrage schickten. Zu unserer großen Freude, erklärten sie sich bereit unsere Fragen zu beantworten und zwar in einem zusammenhängenden Text:

Die aktive Fanszene in Vaslui entstand im Jahr 2002, der FC Vaslui spielte zu dieser Zeit in der 3. Liga. Die erste Zaunfahne war die BRIGADA SUPREMA, dabei handelte es sich nicht um eine echte Gruppe, sondern eher um einen Kurvennamen. Die Fans sammelten sich damals noch in der Südkurve und die erste Gruppe war die DOROBANTII, gegründet 2004. Mit dem Aufstieg der Mannschaft in die erste Liga im Jahr 2005 zogen die Fans in die PELUZA NORD um und sofort entstanden die Gruppen FURIEUX, RADICAL und EXCENTRIC. Die wichtigste und bedeutendste Auswärtsfahrt war die Reise zum Spiel gegen CFR Cluj, welches in Iasi (80 km von Vaslui entfernt) stattfand. Es waren dort etwa 10.000! Fans des FC Vaslui zugegen. Aber auch die Spiele im Europapokal (die sie bei Piatra Neamt austrugen) waren wichtig und sie schreiben, sie konnten mehrere tausend Fans auf die Reise schicken. Als Rivalen nennen sie Politehnica Iasi. Freundschaften pflegen sie keine. 2014 wurde der Verein nach einigen finanziellen Problemen aufgelöst und die Fans gründeten eine Mannschaft in der vierten Liga. In dieser Zeit war nur noch die Gruppe DOROBANTII mit Zaunfahne präsent und aktiv, obwohl noch einzelne Mitglieder der Gruppen FURIEUX, RADICAL und EXCENTRIC anwesend waren. Im Jahr 2016 gelang ihnen der Aufstieg in Liga 3, darauf kam die FIFA ins Spiel und forderte die Schulden des alten Vereins (wohl eine Million Euro) zu begleichen, sollten sie den alten Namen weiter benutzen. Dies konnten sie natürlich nicht und mussten ihren Verein wieder auflösen. Im Moment trägt das Team aus Vaslui einen anderen Namen und andere Farben und diesen Verein unterstützt die Peluza Nord nicht. Sie erklärten uns es ist kein Protest oder Boykott, es ist einfach nicht ihr Club. Die Peluza Nord Vaslui fährt nur zu Spielen der rumänischen Nationalmannschaft. Als Abschluss erklären sie uns, dass sie nicht wissen, ob sie bald wieder ins Stadion zurückkehren werden, da ihre Bedingung dafür ist, dass die Mannschaft der FC Vaslui ist und in Gelb und Grün spielt. Sie schließen den Text mit: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Interessante Einblicke und Erklärungen. Wofür wir uns hier in aller Herzlichkeit bedanken möchten. Auch wenn der Weg wohl sehr schwierig ist, drücken wir der Peluza Nord Vaslui die Daumen ihren Kampf für ihre Farben zu gewinnen und damit ins Stadion zurückkehren zu können. Da lagen wir mit unserer Annahme eines Boykotts also gut daneben. Das Stadion konnte uns so halbwegs entschädigen, mit seinem morbiden Charme. Ohne Eintritt entrichten zu müssen, ein Ordner scheuchte uns förmlich zum offenen Tor neben der Haupttribüne. Dort suchten wir uns halbwegs trockene Plätze unter dem Pressebereichdach. Eine Autobesatzung aus Rostock grüßte uns freundlich ab. „Moin Jungs.“ „Grüße auch an euch.“ Sie berichteten, dass ihr zweites Auto zu spät in Chişinău losfuhr und durch den Grenzstau war für die Jungs das Spiel/ ihr Länderpunkt nicht mehr erreichbar. Das ist natürlich bitter! Wir konnten uns den Witz, da waren sie wohl nicht gut vorbereitet dann nicht mehr verkneifen. Ihr wisst ja sie fragten uns gestern das gleiche als wir ohne Tickets beim Länderspiel aufdribbelten. Ein interessantes Spiel erwartete uns und da wir die Vereinsfarben und Wappen komplett falsch deuteten applaudierten wir beim 1:0 für den Gast aus Miroslava. Häh hier sind ja echt keine Heimspielzuschauer anwesend? Die Anzeigetafel ließ uns dann wie begossene Pudel im Schneeregen, trotz kleinem Dach im Pressebereich aus den nassen Socken gucken. Trotz Unterzahl konnte Vaslui den 0:1 Pausenrückstand zu einen 3 zu 1 Heimspielsieg drehen. Da auf den Rängen nichts los war konnten wir uns auf das Spiel, auf dem immer weißer werdenden Grün, konzentrieren. 100% der Reisegruppe spielte in jungen Jahren bzw. auch jetzt noch aktiv im Verein Fussball. So wurde um die Wette analysiert, dass die sonntägliche Doppelpasssendung einpacken kann. Hier prallten Fachkompetenzwelten aufeinander, dass die ganzen Flitzpiepen um Jörg Wontorra und die größte Nervensäge Frank Buschmann einpacken können. Schön wie Vaslui nach dem Pausentee herauskam und mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung dem Wetter und der numerischen Unterzahl trotzten. Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten, holten wir für die Rückfahrt fünf Yufka und Getränke und schauten uns den zentralen Platz, Piața Civică mit dem Monumentul lui Ștefan cel Mare an. Doch der Schneeregen ließ uns nur noch frieren. Ab ins Auto und Heizung auf volle Pulle. Die Yufkas ließen uns dann zur Belustigung die vier Stunden Fahrt, danke an den Südbrandenburger, dass er das Steuer übernahm, nur noch rülpsen und der Geruch beim Aufstoßen war so penetrant und widerlich, dass jeder Übeltäter von sich aus das Fenster öffnete, da wir uns selber ekelten. Junge Junge das war ein Mief. Ein Fenster war immer offen.

Wieder in Chişinău angekommen mussten erstmal die nassen Socken und Schuhe im Apartment getrocknet werden, obwohl der Sportliche und der stille Teilhaber direkt ins Restaurant wollten. Verständlich, da die meisten Gaststätten schon 22:00Uhr schlossen. So wurde/musste in ein etwas besseres betuchtes, aber fußläufig erreichbares Restaurant eingekehrt werden. Da waren auf den Tischen Tischdecken ausgebreitet. Für uns Normalität, in Riesa wohl ein Zeichen für Luxus. Mein Essen wieder top! Was mir die Anderen auch bestätigten, da sie mit ihren Portionen nicht ganz so zufrieden waren. Egal für mich war es ok und die zwei bestellten Flaschen moldauischen Rotweines ließen alle zufrieden am Tisch sitzen. Heute wollten wir Piano machen und im Apartment den gelungenen Tag abschließen. Hieß noch in einen Supermarkt lokalen Wein kaufen und ab. Wir waren so gegen 22:45Uhr vor Ort, da dieser in 15 Minuten schließen sollte. Zielstrebig wurde sich am Vino Regal entschieden, was die Abschlussgetränke für heute Abend denn sein sollten. Doch an der Kasse signalisierte uns die Kassiererin, sorry Jungs kein Alkohol mehr für heute. Sie blickte daraufhin in fünf ostdeutsche traurige Augenpaare und konnte uns unseren Kauf einfach nicht abschlagen. Clever wurde alles per Hand und ohne Kasse abgerechnet und unser ehrliches Dankeschön sollte sie in ihren wohlverdienten Feierabend entlassen. Das war wirklich nett und glaube ich auch für sie mit Konsequenzen verbunden, sollte dies herauskommen. Beste Kassiererin in Chişinău! Mersi wie man in der Republik Moldova sagt. Der Jungspund ließ wieder komplett den Ossi raushängen und grinste uns auf dem Weg mit seinem gemopsten Chișinău Blondă an. Naja für die Jugend ist es ok. Im Apartment schafften wir tatsächlich alle drei gekauften Weinflaschen zu leeren. Profis!

Am nächsten Tag war dann Kultur angesagt. Wir hatten nämlich noch nichts von der Hauptstadt gesehen. Über die Scara Cascadelor, die Kaskadentreppe, den Arcul de Triumf den Triumphbogen, das Parlament und den Präsidentinnen Palast ging es zu einem La Plăcinte. Eine Restaurantkette welche in der Republik Moldau viele Filialen und wohl auch einen guten Ruf hat. Denn ein Moldauer welcher am Freitag am Münchner Airport mit uns zum Gate lief, empfahl uns, auf unsere Frage, wo wir in seiner Heimat einkehren könnten, diese Gaststätte. Auf die anschließende Frage was wir denn am besten für ein lokales Gericht bestellen sollten, antwortete er trocken…. Wine! Ok die ehrlichen Lacher von uns hatte er sich verdient. Top Antwort! Wie ihr meinen Schilderungen unseres kleinen Moldau/Rumänien Wochenendes entnehmen könnt, hörten wir auf den guten Mann! Also wurde im La Plăcinte ordentlich gefrühstückt. Meine Bestellung enthielt eine Soleanca als Starter, moldauischen Weißwein und Tocană de porc cu mămăligă. Ein Pfännchen mit zartem Schweinefleisch, einem Kloß, Rührei, Parmesan und ganz, also ganz, viel Knoblauch. Leider waren die Augen größer als die Mägen, denn nachdem der Sportliche, der Südbrandenburger und ich unsere Suppen gegessen hatte, waren wir ziemlich satt. Und unsere Teller gingen unverschämterweise nicht leer zurück zum Koch. Nur der Jungspund und der Bierathlet, eigentlich mutierte er hier zum Weinathlet, schafften alles. Maschinen halt. Die Kühlschrankmagnetenmafia war als Abschluss auch noch aktiv und wir fuhren gesättigt und zufrieden zum Airport. Hier trennten sich unsere Wege die Ostbande gab die Mietmöhre ab und flog zurück über Berlin und für den Sportlichen und mich ging es über Bukarest nach Frankfurt. Bei unserem Zwischenstopp in der rumänischen Hauptstadt hatte mein Compagnon die super Idee in die Business Lounge einzukehren und da die Mitarbeiterinnen dort keine Anstalten machten uns zu kontrollieren, wurde dass ein oder andere URSUS getrunken bzw. verschwand in unseren Rucksäcken. Also ein perfekter Abschluss dieses kleinen Ausfluges in die Republik Moldau und Rumänien. Da der Sportliche wieder mal das Schlupfloch im System gefunden hatte, muss ich ihm langsam den Schlauen nennen. Darauf pochte der Schlawiner nämlich. Aber soweit kommts noch mein Freund. Euer, (Der Kulturbeauftragte)



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Author: kopane.de

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