Tag: 28. Oktober 2011

Bürgerkrieg ist, wenn Bürgerkrieg ist!Bürgerkrieg ist, wenn Bürgerkrieg ist!

Bürgerkrieg ist, wenn Bürgerkrieg ist!

Sadam Hussein? Tod! Osama? Tod! Gaddafi? Tod! Assad? Nur ab und zu eine Meldung im ZDF wert. Ahmadinedschad? Können wir nicht ran. Und Kim Jong-il? Wen interessiert denn bitte Nordkorea? Da gibt es doch aber noch so einen Terrorfürsten. War mal El Presidente in den USA. Der Schorsch, der Dabbelju. Können wir auch nicht ran, war er doch schließlich der Chef des Kopfes der Achse des Bösen. Wir brauchen aber wieder so ein Exempel in Deutschland, mit dem wir der Bevölkerung Angst machen können. Kofferbomber in Ballacktrikot und Sauerlandgruppe sind doch ein alter Hut. Und andere mutmaßliche Terroristen kommen eh immer wieder frei. Mensch. Wen haben wir denn da noch auf Lager? Den Osten! Nazis! Hooligans! Geil! Dynamo Dresden. Hatten wir doch schon lange nicht mehr auf dem Sender laufen. Was? Die Spielen in Dortmund und wollen einen Fanmarsch machen? Da knallts! Garantiert! Aber was machen wir, wenn es wirklich ruhig bleibt und wir kein Bildmaterial haben? Archiv! Im Archiv haben wir doch Massen an bewegten Bildern die wir noch schnell zusammenschneiden können. Kann auch mal der Praktikant machen. Hauptsache es sieht böse aus. Blutrünstig. Gewalttätig.

Und dann war es soweit. Dienstag, 25.10.2011. Gegen 18 Uhr läuft der goldgelbe Fanmarsch los. Vereinzelte Bengalen werden gezündet und auch Blitzknaller explodieren. Dortmunder provozieren verbal Dresdner, Dynamos provozieren verbal Neongelbe und zwischen drin die Polizei die mal mehr, mal weniger gut darauf reagiert. Von Pfefferspray und Knüppel gegen alles und jeden bis in stoischer Ruhe rumstehen und die Kontrahenten zum Weitergehen auffordern war alles dabei. Der Marsch kommt am Stadion an, einige rennen auf die Tore zu, diese werden dadurch geschlossen und es entwickelt sich daraus ein kurze Rangelei mit der Polizei, die schnell wieder unterbunden ist. Die Fans stauen sich nun an den geschlossenen Toren, der Wasserwerfer fährt in deren Rücken auf und eine weibliche Stimme fordert zum Betreten des Stadions auf. Wenn dem nicht folge geleistet wird heißt es Wasser marsch. Die Tore waren aber, ich erinnere noch mal, geschlossen. Das Szenario konnte man auch nicht mehr verlassen. Flucht nach vorn. Capo Lehmi beruhigt die Masse, die eigentlich eher ruhig war. Erst gehen zwei Tore auf, nach ca. 10 Minuten noch ein paar mehr. Die Kontrollen der Ordner bestehen wenn überhaupt aus kurzem Abtasten an den Armen. Hier waren wohl einige Personen (man nennt sich auch Einsatzleiter und Sicherheitschef) sichtlich überrascht, dass trotz besseren Wissens, schließlich wusste man vom Fanmarsch, urplötzlich doch ein paar Leute vor dem Einlass standen und um Einlass begehrten. Kann man mal unterschätzen oder sich einfach nur schlecht vorbereiten.

Das Spielergebnis ist bekannt. Dortmund gewann mit angezogener Handbremse ohne Probleme 2 zu 0 gegen die SGD. Die Südtribüne war war dreimal etwas lauter, das Stadion nicht ganz ausverkauft. Im Gästeblock gab es zu Spielbeginn eine Pyroeinlage. Das Selbe noch mal zur zweiten Halbzeit. Der Großteil der Dynamofans fand, ebenfalls wie die Dortmunder (tausende Kameras und Handys die auf den Gästeblock gerichtet waren sprechen eine deutliche Sprache), die Pyroshow an sich gut. Nur hatte sie einen gewaltigen Makel: Bengalen und Blitzknaller auf de Platz sind einfach mal nur scheiße und widersprechen dem Ansinnen der Kampange „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ an der sich ULTRAS DYNAMO beteiligt immens und sind als dumm einzustufen.
Nach dem zweiten Tor der Borussia provozierte ein Neongelber auf der Osttribüne die Dynamofans im Gästeblock und übersah dabei, dass unweit vom ihm ebenfalls Dynamofans saßen, wovon ihn einer zur Ordnung rief. Daraufhin schritten die Ordner ein und die Provokationen gingen weiter. Irgendwann ist der neongelbe Held dann auch weg, dass Spiel rum und die Fans wollen mit der Mannschaft am Zaun abklatschen. Vor den Blöcken 60 und 61 ziehen sich die Ordner hinter den Zaun aufs Spielfeld zurück. Vor den Blöcken rechts davon bleiben die Ordner, mehrere mit Hunden ohne Maulkorb, stehen. Fans gehen zum Zaun, ein Hund reißt sich los und rennt auf diese zu. Der Ordner kann gerade noch so den Hund fassen und schlägt als nächstes einen Fan, der sich darüber beschwert, dass der Ordner seinen Hund nicht unter Kontrolle hat, mit einer linken Geraden ins Gesicht. Darauf hin mussten die Ordner in diesem Bereich sich zurückziehen, die Polizei marschierte auf, hielt sich aber zurück. In der Ecke zwischen Gästeblock und Osttribüne eskalierte es derweil zwischen Dresdner Ordnern und der Polizei. Die Dresdner Ordner standen vor der Osttribüne und wirkten beruhigend auf die Personen ein die in diesem Bereich standen. Dies passte wohl einigen Polizisten nicht, wollten sie anscheinend mit Pfefferspray befrieden und gingen auf die Ordner los. Diese wehrten den ersten Angriff noch ab und schoben die Polizisten ein Stück zurück, konnten aber gegen das Pfefferspray nicht viel ausrichten. Irgendwann war auch mal der Gang zum Parkplatz angesagt, den man ohne Vorkommnisse erreichte. Später hörte man im Radio das es in Dortmund zu schweren Ausschreitungen gekommen ist. Aha. Die mediale Welle rollt los. Beginnen wir mit dem ZDF:

Dienstag, 25.10.2011 – ein Fernsehsender und seine zwei Meinungen!

Pyro beim Spiel Borussia Dortmund gegen Dynamo Dresden wird seitens des ZDF-Reporter Wolf-Dieter Poschmann als Randale und Gewalt bezeichnet. Später in den Zusammenfassungen zum Spiel SpVgg Unterhaching gegen den VfL Bochum wird ebenfalls Pyro im Gästeblock dem Zuschauer vorm TV-Gerät gezeigt und keine Bewertung ist zu hören. Beim Spiel SV Eintracht Trier gegen den Hamburger SV bleibt es gar unerwähnt. In den Moderationen zu zwei Spielen werden sogar gänzlich andere Töne angeschlagen. Beim Spiel 1. FC Heidenheim gegen Borussia M’gladbach heißt es „Zündelfreunde bereichern die Ostalb“ und beim Spiel TSG Hoffenheim gegen den 1. FC Köln wird die Pyroshow im Gästeblock sogar als „Karneval im Gästeblock“ und „Gewolltes Kontrastprogramm“ bezeichnet. Ein Sender, zwei unterschiedliche Meinungen zum selben Thema.

Auch interessant ist, dass von schweren Ausschreitungen vor, während und nach dem Spiel berichtet wird. Doch keines der ungezählten anwesenden Kamerateams hat die Bilder dazu. Nicht mal aus dem Stadion sind Randalebilder vorhanden. Um dem Zuschauer aber trotzdem Bilder liefern zu können, werden Archivbilder herangezogen die noch nicht einmal etwas mit Dynamo Dresden zu tun haben, aber in der Halbzeitpause des Spiels während dem Heute-Journal (ab Minute 7) ausgestrahlt werden. Des Weiteren wird von einem Sturm von 4.500 Ultras (!) auf den Gästeblockeingang berichtet. Die Süddeutsche Zeitung berichtet gar „An eine Eingangskontrolle am Stadion, etwa auf mitgebrachte Feuerwerkskörper, war gegen die Horden von 100-Kilo-Hünen nicht mehr zu denken, ohne zu riskieren, krankenhausreif geschlagen zu werden.“  Oger, werte SZ, es waren Banden von Ogern, Hulks und Zyklopen. Und um das zu untermauern wird ein Bild, auf dem eine brennende Bengalfackeln zu sehen ist, mit „Heftige Gewalt: Dynamo-Fans in Dortmund.“ unterschrieben. Demnach ist es auch die blanke Gewalt, wenn sich eine Person mitten auf den Altmarkt stellt, ein Bengalo zündet und in der Hand hält. Aber die Dresdner SZ, Sächsische Zeitung, weiß von extremer Gewalt auf dem Fanmarsch vom Parkplatz zum Stadion und untermauert dies ebenfalls mit brennenden Bengalo die in der Hand gehalten werden.

Schon am Mittwoch nach dem Spiel belagern Kamerateams die Geschäftsstelle der SGD auf der Enderstraße in Dresden. Anscheinend die selben Kamerateams die über Krawalle am 1. Spieltag zwischen Cottbusern und Dresdnern berichten wollten und unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten. Es aber nicht einer Meldung würdig empfanden das in Cottbus eben nichts passiert ist. Aber Wochen später spielte Dynamo in München. Sieben Dresdner waren in eine Schlägerei auf dem Oktoberfest verwickelt. Der Müncher Merkur witterte die Sensation. Doch wenn man bei youtube mal „Schlägerein Oktoberfest 2011“ eingibt wird man auf 300 und mehr Videos verwiesen. Keine Meldung wert. Sind wir doch gewohnt. Aber Dresdner die auf dem Oktoberfest in eine Keilerei verwickelt sind, werden ausgeschlachtet. Warum ist es den Medien nicht wert über positive Dinge seitens Dynamofans zu berichten? Passt es nicht ins Bild das man den deutschen Michel verkaufen will? Wohl eher nicht. Es ist befremdlich wie sich fast alle Medien (und darunter dann aber sogar die renommierten) auf einen Verein stürzen. Wie es Volker Pispers schon einmal in einem seiner Auftritte über Hussein sagte (ab 5:55): „Ein Arschloch im Wandschrank. Für eine Weltmacht eine prima Sache. Wenn es zuhause nicht so läuft. Wenn die Konjunktur nicht anspringt. Man holt das Arschloch aus dem Wandschrank. Bumm, bumm, bumm. Dann kommt der wieder weg.“ Manchmal kommt man sich bei Dynamo so vor. Der Bericht des ZDF in der Halbzeitpause schon vorab produziert. An sich sieht man zweimal friedliche Dynamofans. Aber aufgewertet durch Archivbilder die noch nicht mal im Zusammenhang mit Dynamo Dresden stehen wird dem Zuschauer ein Bild suggeriert, als wäre in Dortmund der dritte Weltkrieg ausgebrochen. Doch niemand hat die Bilder dazu. Und weil alle Medien gerade eine Auflage brauchen, wird eifrig in die gleichgeschaltete Kerbe geschlagen ohne auch nur einmal ordentlich zu recherchieren. Es ist entsetzlich, was aus den deutschen Medien geworden ist. Volksverdummung steht ganz oben auf der Agenda. Selbst ein Schreibfehler des BVB (es sind 15.000 Euro Schaden statt 150.000 Euro) wird blind übernommen und immer weiter verbreitet!

Und das Schlimme ist, dass es durch eine voreingenommene tendenziöse Berichterstattung auch noch geschafft wird die Fanszene in Dresden um ein Weiteres zu spalten. In die, die in Dortmund waren und wissen wie es ablief. Und in die, die ihr „Wissen“ nur aus den Medien kennen und darauf ihre Argumentation aufbauen und den Dabeigewesenen keinen glauben schenken. Die Hirnwäsche funktioniert. Sogar so gut, dass selbst Dynamofans positive Aspekte der Fankultur in Dresden, und die Dinge die sie bewegt, ausblenden und in einen Reflex verfallen, den man sonst nur von Konservativen kennt: alles verbieten. Gulag. Erschießen. Aussperren. Sozial ausgrenzen. Das System hat gesiegt!

Und dabei vergessen sie eben das Dynamo vielleicht der größte soziale Part in Dresden ist, der deutschlandweit, wenn nicht gar europa- und weltweit, Menschen an sich bindet. Ihnen einen Halt und ein soziales Umfeld gibt. Und genauso wie eine Gesellschaft diverse Vorkommnisse verkraften muss, die sie auch durch ihren Hang zur Ellbogengesellschaft selber fördert, so muss es auch die komplette Fanszene in Dresden verkraften, dass sich gesellschaftliche Auswüchse auf diese übertragen. Nur verrückt lassen durch Hetze in den Medien darf man sich nicht. Und, noch viel wichtiger, auseinandertreiben lassen erst recht nicht. Jeden Tag passiert soviel Dreck auf dieser Welt und die Erde dreht sich trotzdem weiter. Wir können noch einhundert Vereine nach dem Vorbild von „Dynamo für alle Kinder“ gründen. Wir können Spenden sammeln, Migranten unterstützen und noch viel mehr: Nur wird sich dafür kein Wolf-Dieter Poschmann interessieren. Vielleicht weil er ein engstirniger Ignorant mit verhärteten Weltbild ist? Ein typischer deutscher Michel?

Das letzte Wort überreichen wir einem Kommentator auf der facebook-Seite von Kopane.de zum Thema Berichterstattung des ZDF:

„‎…dazu noch das Spiegelonline-Pamphlet vom Dienstag, aber was bringts? Lediglich die Erkenntnis das alles wie immer ist und sich in dieser grenzdebilen, medial verseuchten, hirnverödeten, pauschalisierenden Drecksgesellschaft nichts ändern wird. Es sei den man macht, östlich des Urals, die abgelegen Elitetrainigszentren zur geisitigen Reaktivierung und Umerziehung wieder auf. Ich erkläre mich hiermit persönlich bereit, die unwilligen Tundra-Camp-Willigen zusammenzutreiben und in relativ luftdichten Waggons gen Osten zu zitieren. Man braucht theoretisch nur mit nem RTL-Mikro zu wedeln und schon dürfte das Gros der Wissensdurstigen Bildungsverweigerer relativ freiwillig Fernreisetauglich werden. Mit ner installierten Kamera im Waggon, spart man sich sogar die Verpflegung. Erst fressen die Ihre eigene Scheiße und Schlußendlich Ihre Reisebekanntschaften. Ist ja schließlich fürs Fernsehen und Opa Erich soll sich ja auf der heimatlichen Intensivstation, mit stolzgeschwellter Brust, Luft über seinen Veneneingang ins Hirn jagen…also ich bin dabei…goju, du kannst schonmal die Schmierzettel mit den gesammelten Gesellschaftsutopien ausm Papierkorb holen. Ich glaube es geht endlich los! Oder schon wieder?“

Weitere Artikel zum Thema:

Genie und Wahnsinn – Tinnef Blog

Und ihr wollt deutscher Meister sein? – 44-sued.de

Dynamo Dresden in den Medien – ein Gastkommentar – Flurfunk Dresden

Pyro, Poschmann und Pokal – F.A.Z.-Community

Leben birgt Lebensgefahr

PYROTECHNIK LEGALISIEREN – EMOTIONEN RESPEKTIEREN!

FERNSEHER AUS- UND DAS HIRN EINSCHALTEN!

BOULEVARDPRESSE BOKOTTIEREN! LASST DAS PACK STERBEN!

Für die ganzen Hetzer unter den Journalisten und die, die es sowieso besser wissen ist das erste Lied. Alle anderen hören sich das zweite an. Es passt irgendwie ganz gut.

28.10.2011 Chemnitzer FC – DSC Arminia Bielefeld28.10.2011 Chemnitzer FC – DSC Arminia Bielefeld

28.10.2011, 18:30 Uhr
Chemnitzer FC – DSC Arminia Bielefeld
Chemnitz, Stadion an der Gellertstraße
3. Liga – 4.950 Zs. – 1:1