08.12.2007 FSV Wacker Nordhausen – FSV Wacker 03 Gotha

08.12.2007, 13:30 Uhr
FSV Wacker Nordhausen – FSV Wacker 03 Gotha
Nordhausen, Albert-Kuntz-Sportpark
Landesliga Thüringen – 285 Zs. – 2:4

David sprach zu Goliath „Du bist ein Riese, ich ein Schwad. Doch es steht schon in der Bibel, dass ich dir eins drüber zwiebel.“ „Beim Augenlicht des Polyphem, ja drüber zwiebeln, ja wie denn? Wem?“ „Mit ’ner Schleuder, mit ’ner Schleuder!“ rief klein David „Weh tut’s leider!“ Nachdem er zwei, drei Kiesel fand, spannte er das Gummiband. Er zielte, schoss und traf exakt. Den Goliath hat’s umgebrackt. (EAV)

Ungefähr genauso spektakulär wie biblische Geschichten sind die Fußballspiele in der Thüringer Landesliga. Der einzige Unterschied: Die Bibelgeschichten sind Fiktion, der Thüringer Fußball ist real. Und wer die Wandlung vom Saulus zum Paulus mit verfolgen möchte, der darf hin und wieder nicht nur das Hinspiel (am 18.08.07) zweier Mannschaften anschauen, sondern muss auch mal das Rückspiel schauen.

Die schönste Dunkelheit grüßte mich zum Morgen und motivierte so gar nicht zum Aufstehen. Doch zugesagt ist nun mal zugesagt, und so war ich einer der drei der ES-Bande, die heute die „Official-ES-Hools-Jahresabschlussfahrt“ antraten. Sancho weilte auf Arbeit, scooby in Kroatien, so blieben nur noch Thomas, „der Radebeuler“ und der goju übrig. Der Radi wollte ja eigentlich auch noch abspringen (vorabendlicher Weihnachtsfeiersuff), doch ein Ordnungsgong-Anruf von Thomas ließ ihn in Begleitung dreier Pfannkuchen doch noch im Zug erscheinen. Ab DD via L.E., Halle sollte es also mit dem Ochobni Vlak nach Nordhausen gehen. In L.E. die herumlungernden „Ultras Chemnitz“ bestaunt (Spiel in Eilenburg, da muss man anscheinend schon früh um 9 in L.E. sein) und was für die Kostenamortisierung des Sachsentickets getan. In Halle stieg dann eine Gruppe Punker zu, die zu einem Konzert nach Koblenz wollten. Sieben Stunden mussten sie dafür unterwegs sein und dann am Sonntagmorgen gleich noch den ersten Zug ab Koblenz wieder zurück gen Heimat nehmen. Würde mir persönlich eine Hirnwindung fehlen, wenn ich wegen zwei Stunden Konzert ca. 16 Stunden unterwegs bin, aber wer ein richtig harter Punker ist, dem ist halt nichts zu blöd. Aber da soll es ja noch so ein paar Kaputte geben, die wegen 90 Minuten Fußball stundenlang in Zügen abgammeln und Hochprozentiges ihrem „Körper“ zuführen. Nennen sich glaub ich „Fußballfans“ oder so. Nicht zu verwechseln mit der Gattung „Ultras!“, weil „No!Fans“. Auch so eine biblische Geschichte. Jedenfalls wussten die Punker noch zu beeindrucken, indem sie Thomas und Radi einen Schluck „Selbstgepanschten“ offerierten. Soll lecker und schmecker und schmackofatz gewesen sein. Der Inhalt war glaub ich 69%iger Schnaps, in dem mehrere Tage Kirschen lagerten und welcher zur Abrundung noch mit Bananensaft gemixt wurde. Vorteil: Man schmeckt den Alkohol überhaupt nicht. Die Landschaft links und rechts des Zuges (das Gebiet zwischen Harz und Eichsfeld) war ungefähr genauso interessant wie der letzte Stuhlgang.

Angekommen dann, den direkten Weg zum Albert-Kuntz-Sportpark gewählt und die Straßenbahn (mit Hybridtechnik, wie Thomas zu berichten wusste, er lichtete dann auch noch ältere Modelle ab.., jaja , die Straßen- und Eisenbahnromantik) ohne uns ihre Runden fahren lassen. Sehr zum Ärger der anderen beiden. Wer trinkt, kann auch laufen. Pünktlich das ziemlich tschechisch anmutende Stadion erreicht, fielen dann auch schon die anwesenden ZWEI!!!! Zivilpolizisten mit modisch schicker Videokamera ins Auge. Der Radi verliebte sich gleich wieder in die 15-jährige vollschlanke Thekenjungfer und musste uns das natürlich auch wieder kundtun, wie schön es mit der wäre und so weiter und so fort. Ganz schön Ekelporno. Aber ein weiblicher Mensch, der vor Radi mit Alkoholischem herumläuft, ist in seinen Augen halt attraktiv. Das Alter wird dann auch nur in Promille des Getränkes bewertet (ab 0,1 Promille ist alles alt genug/f*bar), wodurch er niemals eine viel zu junge erwischen wird. Aber wer halt nichts Besseres bekommt… Nun ja, mach ich mal lieber weiter im Programm.

Die 4 Gästefans verteilten sich strategisch klug als geschlossener Mob im Gästeblock und supporteten, zum Wohle aller, ihre Mannschaft nicht. Die Heimfans mit 2 Zaunfahnen, die deutlich über 1 Meter 20 hingen, teilten sich dann in zwei Mobs (die Pöbelnden und die Deutschen) und verfolgten das Spiel mehr oder weniger am Pivo nippend. Das Spiel war am Anfang (wie das Hinspiel) ein Langeweiler, nahm aber zum Ende hin gut Fahrt auf. War dann schon noch wie ein bissl spannend. Doch all das interessierte die Zivilpolizisten nicht, denn sie mussten ja ihren Arbeitsplatz erhalten… äh ihre Arbeit verrichten. Soll heißen: Sie filmten alles und jeden ab. War ja auch nötig bei dem rumrandalierenden Mob hier. Schon lang nicht mehr beim Fußball soviel Angst um mein Leben gehabt. Man kann sich aber auch wichtiger machen als man ist. Aber so haben sie wenigstens wieder Arbeit für die kommende Woche. Videomaterial auswerten und so. Was haben manche (alle?) SKBs, religiösen Führer und Politiker gemeinsam? Sie verbreiten viel Angst mit irgendwelchen Horrorszenarien und verdienen auch noch Geld mit dieser „ehrlichen Arbeit“. Mich würde es jetzt mal wirklich interessieren, wozu man in Nordhausen SKBs braucht.

Spielabpfiff um 15:20. Laut Thomas sollte der Zug 16:00 fahren. 40 Minuten sollten also reichen. Der geübte Leser wird jetzt sicher die Wortkombination „sollte also reichen“ schon herausgefiltert und geschlussfolgert haben: „Hehe, die haben den Zug verpasst.“ Nach anfangs langsamem Schritt, der dann doch schneller wurde, um ihn wieder in irgendeinem Plus-Markt zu unterbrechen, hieß es irgendwann mal rennen. Doch dank falscher Wegwahl (man muss ja nicht unbedingt den schon bekannten Weg laufen, wenn man sich nicht auskennt) sah man nach letztem Schlussspurt nur noch ein „16:00“ auf der Uhr prangen und hörte einen abfahrenden Zug. Der Bahnhof war aber noch nicht in Sichtweite. Also das Tempo wieder bis zum Gehschritt verringert. „Wann fährt der nächste Zug, Thomas?“ „In 2 Stunden.“ Der Blick am Informationsautomaten zeigte mir an, dass 16:44 ein Zug fährt, mit dem man zur gleichen Zeit in DD ist, wie wenn man 16 Uhr gefahren wäre. Blick auf den Fahrplanaushang sagt: „Thomas, hier fährt 16 Uhr gar kein Zug ab.“ „Wart mal, ich guck mal auf dem Ausdruck. Oh, 16 Uhr war der Zug ab Mühlhausen!“ Danke. Hat man halt mal wieder seinem Körper den lang ersehnten Auslauf gegönnt. Also doch nicht den Zug verpasst. Aber mein Plan, die Nordhäuser Altstadt zu brandschatzen, wurde so natürlich vereitelt.

Angekommen in Leipzig fielen zunächst die anwesenden Lokisten ins Auge. Und ein Trommelrhythmus suchte den Weg von der Vorhalle her in den Gehörgang (der erste Gedanke ging an irgendeine Sambatruppe oder so). „Menschen“ mit blau-weißen Schals liefen auch noch rum. Nur statt Chemnitz stand Magdeburg auf den selbigen. Kamen grad aus Cottbus und feierten sich selbst, wie es richtige „Ultras! No!Fans“ eben so tun. „Ultras! But Fans too!“ Dank gutem Wirtschaften belief sich der Fahrpreis pro Person für diesen Ausflug auf 1 Euro 33. Hartmut Mehdorn wird es uns danken. Hat er ja schon. Denn ab 09.12.07 hieß es dann. 2,9% Aufschlag auf die Tickets. WET + Ländertickets 1-2 Euro mehr. Muss unsererseits halt noch wirtschaftlicher agiert und die Mehrkosten an die unbekannten zeitweiligen Mitfahrer weitergegeben werden. (goju)

kopane.de
Author: kopane.de

Ahoj, du hast das Wort.

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