Kategorie: 2007

30.12.2007 Derby County F.C. – Blackburn Rovers F.C.30.12.2007 Derby County F.C. – Blackburn Rovers F.C.

30.12.2007, 13:00 Uhr
Derby County F.C. – Blackburn Rovers F.C.
Derby, Pride Park
1. Liga – 30.048 Zs. – 1:2

“Morgenstund hat Gold im Mund..” flüsterte mir irgendeine Stimme ins Ohr. Und so stand ich schon kurz nach 7 Uhr ohne üppigen Frühstück (gibt es nur von 8 – 10 Uhr) am Busstop um den Bus Nr. 36 oder 436 zur Victoria Station zu besteigen.
Neben mir auch das ein oder andere Mitglied der arbeitenden Bevölkerungsschicht. Selbst Partyvolk war noch unterwegs. Sehen ungefähr genau so aus wie die Kackbratzen in Deutschland.
Einmal quer durch die Victoria Train Station zur Victoria Coach Station gelaufen, hörte ich sie auf einmal am Abfahrtspunkt… Das werden doch nicht etwa….. Doch sie waren es. 4 Herren der Gattung „Deutscher Fußballtourist“. Nichts gegen diese Personen, aber wenn man auf der ganzern Busfahrt nur Geseiere von sich gibt, dass sogar noch den größten Debilen überbietet, dann ist es einfach mal besser, wenn man die Klappe hält. Deutsche Fußballkultur halt. Zumal der Busfahrer die Reisenden schon genug mit Elton John und George Michael malträtierte.

In Derby dann das Stadion schon von der Schnellstraße aus gesehen. Ist aber auch nicht schwer, da es mitten in einem Gewerbegebiet steht und somit alles überragt. Als ich dann nach 30 Minuten Fußmarsch (vom Zentrum aus) davor stand, musste erst mal wieder das Ticketrätsel gelöst werden. Tageskassen hab ich gesucht, aber außer dem Ticket-Collecting-Point (für vorbestellte Tickets) nichts gefunden. Was tun? Vorm geistigen Auge wurden alle Ordner, die ich gesehen hatte, in einer Reihe aufgestellt und dann (ungefähr wie bei Terminator mit dem Fadenkreuz im Auge) der Fähigste von allen auserwählt. Schlussendlich sollte dann der Ordner vorm Northstand mein Helfer in der Not sein. Klein und mit Brille – ein richtiger England-Navy Man.
Dieser wusste dann auch sofort Bescheid, nahm mich mit zum Fanshop und stellte mich an der Warteschlange vorm Eingang ab. „Maybe it’s sold out“ waren seine Worte, bevor er im Shop wegen Tickets fragen ging. Dann kam er wieder und meinte, ich solle mich anstellen und mein Glück versuchen. Natürlich meinte er am Anfang der Warteschlange (also hinten) anstellen. Tat ich aber nicht, sondern drängelte mich erst mal bis zum Eingang vor. Im Fanshop dann eine noch größere Warteschlange (im Zick-Zack-Kurs) bis zu den Kassen, da ein jeder meinte er müsse hier irgend welchen Ramsch kaufen. Also in 5 Sekunden quer durch den Laden bis zu den Kassen gelaufen, reingedrängelt und 10 Sekunden später hatte ich mein Ticket.
Was denkt man bei englischen 1. Liga Fußball? Vielleicht „Geile Atmosphäre, super Fußball, geile Stadien“? Ja, ja.
Stadion: ‘ne glatte 6. Schon allein der Standort disqualifiziert es für meinen internen „Stadion-des-Jahres“-Wettbewerb.
Stimmung: für beide Seiten ‘ne 5. War nicht besonders viel, was geboten wurde. Und außer beim Anpöbeln wurde es eigentlich nie so richtig laut. Gut, mag sein, dass es jetzt die anderen Krauts bestreiten, aber ist mir einfach mal egal.
Spiel: na ja, ausgehend von der Tabellensituation (Letzter gegen Mittelfeld) fand ich es dann doch gut. Kampf ab und zu gepaart mit ein wenig technischer Finesse. Zumal die Tragik, wenn man es so nennen kann, auch recht gut war. Blackburn geht in Führung, zählt aber nicht, da Abseits. Dann geht Derby in Führung. Verschießt als nächstes einen Elfmeter und kassiert dann binnen drei Minuten zwei Tore (das 2. ein Sonntagsschuss aus 25 Metern) und verliert dank Unvermögen dann verdient. Der Stadionsprecher bedankt sich bei den 30.000 für den „loyal support“, welche das Spiel mit einen kurzen „Buh!“ quittieren um dann wieder in 5 Minuten das Stadion komplett zu räumen.
Nun waren nur noch 3 Stunden bis zur Abfahrt des Busses gen London zu überbrücken. Also wieder ins Zentrum gelaufen und was für die Kultur getan. Das fiel dann aber auf Grund Geschlossenheit der Kirchen sehr bescheiden aus. Einmal die Einkaufsstraße hoch und wieder runter. Rein ins Einkaufszentrum. Raus aus’m Einkaufszentrum und wieder die Einkaufsstraße hoch und runter gelaufen. Auf dem Marktplatz dann gemütlich trocken Brot mit Käse verzehrt und der Stadtbevölkerung beim Schlittschuhlaufen auf einer Eisbahn (logisch, wo sonst?) zugeschaut. Ungezählte Stürze belächelt und dann kurz vor 18 Uhr den Bus bestiegen (die 4 anderen Deutschen waren nun auf 5 angewachsen und labernden noch mehr Dünnes), welcher mich überpünktlich an der Victoria Station absetzte. Noch mit Bus zur New Cross Station und ich konnte von 23 – 3 Uhr ungestört schlafen. Denn 3 Uhr kamen die anderen 3 gerade aus der Disko zurück. Lebe lieber ungewöhnlich! (goju)

Montag, 31.12.2007

Heute erst mal gepflegt Konservation mit den Zimmergenossen betrieben. Die Japanerin hab ich sehr gut verstanden, die Amis weniger. Die bekommen die Zähne wirklich nicht aus einander. Während dem Frühstück dann noch von einer anderen Amerikanerin aus Evansville/Indiana eingeladen wurden, mit ihrer Bande Abends mit zum Picadilly Circus zu gehen. Da sie aber schon in die Stadt aufbrachen als ich noch beim Frühstück saß und ich sie den restlichen Tag nicht mehr gesehen hatte, hatte sich das innerhalb zweier Minuten wieder erledigt.
Nach dem Frühstück dann auch wieder in die Stadt. Buckingham Palace, Picadilly Circus, Trafalgar Square, Soho, Westminster usw. angeschaut. Aber alles schon mal gesehen, ließ mich folglich kalt. Zumal London für eine Großstadt einen gehörigen Kleinstadt Charakter hat. Da fand ich die Streifenhörnchen im St. James Park, die dort nach Futter suchten, schon viel unterhaltsamer. Nach einiger Zeit dann wieder zurück zum Hostel. Abendbrot gegessen, den „Neujahrskakao“ eingepackt und gegen 20 Uhr wieder in die Innenstadt. Wieder an der Themse entlang bis zur Tower Bridge, weil alles andere wegen Absperrungen nicht mehr möglich war. Dann wieder Retour bis zur Waterloo Bridge und Feuerwerk geschaut. Zumindest knapp eine Minute, da kurz nach Beginn schon so eine starke Rauchentwicklung war, dass man nur noch die Nebelwand hat blitzen sehen und den Donner gehört hat. Während dem Schluck aus dem „Neujahrskakao“ dann gedacht: „.Was ist schon das Feuerwerk hier gegen 440 Bengalen!?“ Nach dem dann das Rauchfeuerwerk zu Ende war, machten sich natürlich alle gleichzeitig auf den Weg zum ÖPNV. Das sah das dann ungefähr so aus: der Bus kommt. Alle stürmen rein. Der Busfahrer bittet knapp die Hälfte wieder nach draußen um dann ab zufahren. Dauerte dann auch immer einige Zeit, bis die Busse abfuhren.Letztendlich brauchte ich für die 30-Minuten-Strecke 120 Minuten. Happy New Year! (goju)

29.12.2007 Millwall F.C. – Crewe Alexandra F.C.29.12.2007 Millwall F.C. – Crewe Alexandra F.C.

29.12.2007, 15:00 Uhr
Millwall F.C. – Crewe Alexandra F.C.
London, The Den
3. Liga – 8.068 Zs. – 2:0

Nachdem fast zwei Tage im kalten Deutschland mehr als genug waren, hieß es am 28.12. ein Flugzeug gen England zu besteigen. Ziel war London. Bis kurz vor knapp noch keine Bleibe gehabt, da Preise „leicht“ hoch waren. In Ägypten dann noch mit des fuxx’ preissenkenden Händen eine Unterkunft für einen erschwinglichen Tagessatz klar gemacht. Danke fuxx! Und immer wieder die Frage: „Wie macht der das bloß?“ Antwort: „Ist halt der fuxx.“
Mit drei anderen Griebeln (wollten nach Nordirland) ging es von DD aus nach Berlin-SXF.
Nach ereignislosem Flug (mal von dem MDR-Moderator Guido Sullus und den fußballspielenden Grubenarbeitern aus dem Schacht abgesehen, die die ganze Zeit so viel Scheiße redeten, dass ein Absturz einer Erlösung gleich kam) und ein bisschen Rumgammelei auf dem Stansteder Flughafen hieß es gegen 14 Uhr den Easybus zu entern der mich nach London brachte. Dann noch hinunter in die Heimat des Millwall F.C., wo zugleich mein Hostel stand. Bei der Onlinebuchung war mir ein 6-Bett-Zimmer (gemischt) versprochen wurden. Bekommen hab ich die 4-Bett Version. Ebenfalls gemischt. Dachte ich mir noch, ich bin der einzige Herr der im Zimmer die Mischung ausmacht, durfte ich es mir dann mit einer Dame aus Tokyo, einer aus L.A. und einem Kunden aus Las Vegas teilen. Die Fraktion Asien sah recht ordentlich aus, die aus den Staaten waren halt normale US-Bürger. Fastfood in Verbindung mit keinem Sport.
Nach der 1. Nacht im Hostel und einem ausgiebigen Frühstück bestand die 1. Tagesaufgabe darin, ein Ticket für das obige Spiel zu erwerben. Also die 20 Minuten zum Stadion gelaufen (konnte ich schon aus dem Hostelfenster sehen) und kurz nach 10 Uhr vor der Kasse gestanden. „Ticket her oder es kracht heute noch utopisch!“ dachte ich mir, kurz bevor ich freundlich nach einem Ticket fragte. Diese hielt ich dann auch fast zeitgleich in der Hand. Das sah 2003 ganz anders aus, als ich dienstags Abends hier auf kreuzte und ein Ticket für das Spiel gegen Burnley erwerben wollte. Damals hieß es noch, dass ich eine Membershipcard bräuchte. Heute zum Glück nicht. Oder aber, die Verkäuferin konnte Gedanken lesen und schätzte die Situation richtig ein. Schließlich war sie ja alleine mit mir. Nicht auszudenken, was mit ihr passiert wäre, wenn sie mir kein Ticket verkauft hätte…..
Nach dem dann das erledigt war, ging es noch mit dem Stadtbus zur Themse auf einen kleine Spaziergang. Big Ben usw. umlagert von der üblichen Touristenbrut. Deutsche Touristen scheißen ihre Tochter zusammen, da sie ein wenig rumbockt, aber die Familie „nur wegen ihr hier ist“. Andere treiben Spielchen mit dem Big Ben, d. h. Big Ben zwischen den Fingern oder sich an den Big Ben an lehnen und dieses auf Foto festhalten. Dazu noch schmutzige Witze mit Bezug Big Ben (diese Momente, wenn Penise Big Ben heißen). Da lob ich mir schon eher die Schausteller, die eine Statue darstellen und sich nur bewegen, wenn man ihnen Geld in den zu ihren Füßen liegenden Hut wirft. Nach dem sich dann mein Kopf mehr als oft von links nach rechts bewegte, beschloss ich den nächsten Bus gen New Cross Gate Station zu entern. An dieser Haltestelle dann raus und wieder zum „The Den“ gelaufen. Auch die ersten Stadtteilbewohner machten sich jetzt mit auf den Weg. 30 Minuten vor Anpfiff dann den zweirängig umbauten Sportplatz betreten und zu meiner Überraschung gesehen, wie sich bei Millwall eine ca. 16-Jährige mit aufwärmte. Sicher bei irgend einem Preisausschreiben gewonnen. Oder die Engländer sind dann doch ein wenig mehr Belgier als das wir denken. Aus dem nördlich gelegenem Crewe reisten 164 Casual/Fans an, die sich ein paar mal Pöbeleien mit den Millwall-Casulas (30-40) lieferten. Ansonsten konnte man fanmäßig alles vergessen. Insgesamt war der Support von beiden Seiten unterirdisch. Es sagt aber auch viel aus, wenn 5 Minuten nach Abpfiff das Stadion komplett leer ist. Aber wenigstens das Spiel an sich und das Stadion werteten die 90 Spielminuten ein wenig auf. Nach dem Spiel hieß es dann entspannen bei Tütensuppen, trockenem Brot und englischen Fernsehen im Aufenthaltsraum des Hostels. Bei einer Autosendung gewann der Porsche 911 klar vor dem Jaguar S-Type (oder so ähnlich). Sehr zum Ärger des Moderators. Aber wie der Co-Moderator es nicht hätte besser sagen können: „Deutsche Wertarbeit steckt ja sogar im Bentley.“ Aber die Tommy’s haben wenigstens viel gelacht. Als zweites Stand dann eine Anglersendung auf dem Programm, in der irgend ein verrückter Angler versuchte in der Themse oder ihren Zuflüssen eine „Rainbow Trout“ (Regenbogenforelle) zu fangen. „Faszinierend“ würde jetzt Mister Spok sagen. Aber die englische Familie konnte dem entspannt folgen und hatte auch wieder was zu lachen. Ich dachte mir dagegen nur: „Wohnt diese Bande hier?“. Eine komische Sippe war das. Vattern sitzt mit Baujacke beim Abendbrot. Muttern schlingt ohne zu schlucken alles hinunter. Der Sohnemann spielt irgendein „myhstisches“ Kartenspiel. Ganz nebenbei wird plötzlich der Name „Michael Schumacher“ raus posaunt und im Anschluss wieder das Essen verschlungen. Interessant. Nach dem dann der Angler seine Forelle hatte und die „Titanic“ dann endlich auf dem Grund des Meeres angekommen war und die Tütensuppen vertilgt waren, ging es ins Bett. (goju)

22.12.2007 Al Ahly – Baladiyyat Al-Mehalla22.12.2007 Al Ahly – Baladiyyat Al-Mehalla

22.12.2007, 19:00 Uhr
Al Ahly – Baladiyyat Al-Mehalla
Kairo, Military Academy Stadium
1. Liga – 9.500 Zs. – 1:0

Gegen Mittag beim Verband aufgekreuzt, wird uns dort die Ansetzung von Al Jaish bestätigt. Wieder mit der U-Bahn bis El Marg. Dort wieder an der Uni vorbei und dann auch noch die letzten Kilometer gelaufen, der Weg war uns ja jetzt bekannt. Am Stadioneingang guckten uns die Wachen nur komisch an, als wir ihnen den Ausdruck vom Verband unter die Nase hielten. Ein herbeizitierter englischsprechender Militärarzt erklärte uns dann, dass das Spiel nicht heute sondern erst irgendwann im Januar ist. Im Ghetto hinter dem Stadion dann ein I-Net-Cafe gesucht und gefunden und das eben gehörte noch mal überprüft, denn so richtig glauben wollten wir es nicht. Schließlich hatten wir ja die Ansetzung vom Verband. Und was lesen wir dann im Internet? Der Arzt hat recht, der Verband unrecht. Naja, was soll’s. Fest eingeplant war diese Spiel eh nicht. Wurde eben ein Taxi ran gewunken und dem Fahrer gesagt, dass er uns doch bitte zum obigen Spiel fahren sollte. Und was war das dann? Der Taxifahrer fuhr ja wie ein Europäer. Zwar ständig hupend, aber sehr vorsichtig. Hatte er etwa Angst um seine wertvolle Fracht. Trotzdem gab es einen beinahe Unfalltod. Und warum? Weil der Taximanne aus dem Chaos ausbrach und ordentlich fuhr. Und das geht hier überhaupt nicht.

Am Stadion mussten wir dann wie gewohnt erst einmal zum Ticketerwerb über eine 4-spurige Schnellstraße. An dem Ticketverkaufsstand (ein Zelt unter einer Brücke) stand dann wieder eine endlose Schlange an Erwerbswilligen. Da aber der Verkaufsstand ein Zelt war, wählte der fuxx die „Hintertür“. So gingen wir einfach mal auf die Rückseite und hatten sofort ohne lange anzustehen unsere Tickets. Alle Ägypter die es uns nach machten, bekamen natürlich kein Ticket und mussten sich wieder anstellen. Da nun aber auch am Eingang eine endlose Schlange stand, wurde der Gästeblockeingang gewählt. Polizei und Ordner gucken uns etwas verwundert an. Fragen uns nach der Nationalität. Gucken noch irritierter, ließen uns aber mit zerrissenen Karten durch den Eingang.

Da wir nun aber doch nicht in den GB wollten, gingen wir einfach auf einen Blockeingang zu. Der Ordner hier verwies und nach rechts in den Gästeblock. Der Ordner am Gästeblock wies uns an, nach einem Blick auf unsere Karten, den ganzen Weg wieder zurück zu laufen und dann auf der Gegengerade Platz zu nehmen. Das Stadion war ja schon bekannt und das Spiel war sehr schwach. Also beste Voraussetzungen um mal zu gucken, was die Ahly-Supporters so bieten.

Am Anfang standen maximal 100 ultraorientierte in der Kurve. Ui, das ist wenig. Schließlich ist ja Ahly der „Club of the Century“. Doch des Rätsels Lösung kam schnell. Nach einiger Zeit wurden nämlich die Tore zwischen den Blöcken geöffnet und schon strömten die Leute von der Gegengerade in die Kurve. So wuchs der Haufen dann auf ca. 300 an. Aber selbst als das Spiel schon lief, hörte der Zuwachs in der Kurve nicht mehr auf. Von außerhalb rückten noch immer Leute nach, so dass die Kurve letztendlich mit ca. 1.000 Mann gefüllt war. Wovon aber maximal nur 400 supporteten. Mehrere Fahnen wurden auch noch aufgehangen, von den ich die Namen aber nicht mehr weis. Glaub war so was in Richtung „Ultras Al Ahly“. Nach dem Spiel dann wieder mit Bus zum Ramsis und ab zu (na, was denkt ihr? Richtig) Mäcces. Wenn Mc Donalds und Co. zur zweiten Heimat wird.

23.12.2007

Heute stand das ägyptische Museum auf dem Programm. Eintritt 25 Pfund. Die Wachmänner hier tun mir richtig leid. Sonst sehen sie überwiegend Frauen mit Kopftüchern und Burkas (was nicht heißen soll, dass es hier keine Frauen gibt, die eben diese nicht auftragen. Gerade in der jungen Generation sieht man da schon sehr viel ohne) und hier im Museum werden sie mit den vollen Reizen einer Frau konfrontiert. Sicher wird auch der ein oder andere Ägypter den Eintritt mal bezahlen um Frauen an zu schauen. Ist ja fast schon eine Peepshow für die. Im Museum wurde dann ganz viel, ganz wichtig angeschaut. Was aber am Ende soviel war, dass man es sich nicht mehr merken konnte. Zumal man hier sicher in die Richtung Ägyptologie studiert haben muss um mit den ganzen Exponaten was anfangen zu können.

Die Mumien wurden nicht angeschaut, da dies noch mal 50 Pfund extra gekostete hätte. Zumal nebenan Tiermumien für lau ausgestellt waren. Welche Touristenart fiel wieder am meisten auf? Na? Dreimal dürft ihr raten. Mein Liebling war es. Der deutsche Tourist aus der Provinz, der in Hurghardar Urlaub macht und mal kurz für einen Tag hier her kam. Unglaubliche Exemplare. Nur wegen denen hat sich der Eintritt schon gelohnt. Was für eine Clownshow. Sie, Mitte 40, mit Rastalocken im Haar (anscheinend die ersten und am Hotelpool vom Animateur zaubern lassen), natürlich schlecht gekleidet. Der Anblick hat schon für Lacher gereicht. Dann ein Mann, ca. 50, bekleidet mit Hooliganproll-Hose (die Jetlag-Hosen mit den komischen Bändeln an den Reißverschlüssen). Dazu ein buntes Hemd, welches noch unter dem Haiwaihemd anzusiedeln ist und eine ockerfarbene Jacke, welche um die Hüften gebunden ist. Und jetzt der Hammer: die noch leicht blonden Haare wurden mit roten Strähnen aufgepeppt. Nicht Angela Merkel ist der optische und modische Alptraum Deutschlands. Nein, solche „Menschen“ sind es. Dann rennen die auch noch lautstark (muss ja jeder mitbekommen wo her sie kommen) durch die Ausstellung und gucken sich pseudointeressiert innerhalb einer halben Stunde das ganze Museum an. „Wenn du das nicht gesehen hast, hast du nichts gesehen. Aber das musst du gesehen haben. Nur das.“ Waren seine Worte, als er an mir vorbei stürmte.

Aber er unterhielt mich dann zum Glück noch ein zweites Mal. Diesmal im Museumsshop, als er an der Kasse vor mir stand. Im feinsten Slang fragte er die Verkäufern (Achtung! Die Dialektwahl ist jeden selbst überlassen) „Nehmen sie auch Euros? Euros! Ob Sie auch Euros nehmen? Und Briefmarken brauch ich auch noch. Aber nehmen Sie auch Euros?“. Wenn Kopfschütteln zum Dauerzustand wird. Die deutsche Realität tut so weh. Ganz im Gegensatz dazu die tschechische Reisegruppe. Gesittet, ordentlich angezogen. Und die Reiseleiterin war ein Traum von einer Frau.
Zum Abendbrot gab es heute bei scooby und mir Eis (eigentlich gab es das jeden Abend) und Kuchen von El Abt. Sehr zu empfehlen dieser Konditor.

24.12.2007

Vom Attaba ging es heute mit dem Stadtbus vorbei am Zoo nach Al-Giza zu den Pyramiden. Von weiten sahen sie noch beeindruckend aus. Als dann aber die 25 Pfund Eintritt gelegt wurden und ich davor stand, dachte ich auch nur noch: „Naja, stehst du halt mal vor den Pyramiden. Nicht so spektakulär. Anscheinend schon zu oft im Fernsehen gesehen.“ Und etwas, was ihr bei den Pyramiden nie tun solltet ist, neben Kamelreiten, die Pyramiden von innen zu besichtigen. Das kostet bei der Cheopspyramide noch mal 50, bei den anderen beiden Pyramiden je 25 Pfund. Dann geht man einen steilen Weg nach oben und kommt in einen Raum der zwar voll stickiger, stehender Luft ist, aber ansonsten total dunkel. Zu „sehen“ gibt es eine leeren Sargopharg und schwarzes Gestein. Ja super. Was eine Verarsche. Nicht mal die bekannten Wandmalereinen bekamen wir zu sehen. Da versteh ich dann aber auch nicht die anderen Touris, denen viehischst einer abgeht, wenn sie mit der Taschenlampe den leeren Sargopharg ausleuchten und das dunkel Gestein anstrahlen. Tut es nicht. Spart euch das Geld. Außer dem Prädikat „Ich war schon mal in einer Pyramide“ gibt es da nichts. Fotografieren darf man in einer Pyramide natürlich auch nicht. Zum Abschluss dann noch der/die/das Sphinx (die Nase wurde von den Mamelucken abgeschossen) bestaunt und mein übliches Touristenspielchen gespielt. Man nehme: viele schwabbelige, blasse westeuropäische Touristen (besonders das Exemplar mit dem viel zu knappen T-Shirt für die viel zu große Blautze ist in Erinnerung geblieben. Das T-Shirt war so knapp, dass die ganze Wampe darunter hervor kam. Igitt.) und lasse sie gegen gepflegt daher kommende osteuropäische Touristen und Touristinnen antreten. Wer gewinnt? Richtig! Der Osten. Schon alleine die Russinnen wahren jede für sich eine Augenweide. Und die Reiseleiterin der tschechischen Gruppe erst. Utopisch!

Zum Abendbrot ging es heute noch mal in eine Brutzelbude, wo sich dann der Besitzer extra wegen mir in die Küche stellte um etwas vegetarisches zu bereiten. Extrem lecker. Kartoffeln in Currysuppe mit Zwiebeln. Dazu noch Reis und Salat. Stand nicht mal auf der Karte. Eine Gaumenfreude. Danke dafür. Im Anschluss noch das Nachtleben von Kairo genossen. Die Cops hatten es endlich verstanden gleich die komplette Straße vor dem Kino zu sperren, was jetzt aber sinnlos war, da der große Andrang vorbei war.

25.12.2007, 14:00 Uhr
Telekom Beni Suef – FC „Nil“ Beni Suef
Beni Suef, Stadion Beni Suef
2. Liga – 13.000 Zs. – 0 :0

Der fuxx und sein Gespür. Er lotste uns an diesen letzten Tag noch mal nach Beni Suef. Derby sollte es heute also noch mal sein. Beni Suef liegt ca. 120 Kilometer südlich von Kairo in der Fayumregion. Diese ist sozusagen die Obstkammer von Kairo. Eine riesige Oase ist das, die neben dem Nilwasser noch das Wasser eines Sees abbekommt. Von der U-Bahnstadion Monip ging es wieder mit dem Minibus raus aus Kairo, rauf auf die Autobahn und ab gen Beni Suef. Diese Fahrt war die krasseste Fahrt überhaupt. Grundsätzlich wurde immer über 100km/h gefahren. Wenn eine Bodenwelle kam, hob der Minibus halt mal ab und die Insassen berührten mit dem Kopf das Dach. Dann wurde an Stellen und in Situationen überholt, da würde ich nicht mal im Traum dran denken. Aufgefahren wird so dicht wie möglich. Überholt wird wie es gerade passt. Diese Teufelsfahrer hier in einem Rallyewagen oder Tourenwagen und sie hätten immer die Pole Position. Selbst durch Orte, die an manchen Stellen ja eine größere Ansammlung von Leuten bedeuten, wurde einfach nur laut hupend mit voller Geschwindigkeit durchgefahren. Also entweder kennen die keine Angst, oder die haben mit ihren Leben schon abgeschlossen. Wenn man dann noch solche Sätze wie „im Straßenverkehr in Kairo gibt es jeden Tag mehr Tote als auf der Strecke Hamburg – Basel“ lesen darf, wird ein schon manchmal Angst und Bange. Aber überlebt haben wir es ja trotzdem. Aber wenn die Ägypter mal auf deutschen Straßen unterwegs sind, wer wird da wohl kapitulieren? Der Deutsche oder der Ägypter? In Beni Suef dann dem Fahrer für die 120 KM die geforderten 5!!!!! Pfund in die Hand gedrückt und sogleich mit Taxi zum Stadion gefahren.

Das Stadion besteht aus einer komplett überdachten HT (teilweise die Sitze entfernt bzw. nicht repariert) und 12 Stufen ringsum. Zu sehen bekamen wir von beiden Seiten ein spitzen Intro. Rauch, Bengalen, Folienbahnen und Spruchbänder, deren Sinn sich uns leider nicht erschließt, da wir ja kein Arabisch sprechen. Untermalt wurde das ganze von lauten Support beider Seiten. Natürlich auch wieder massig Polizei im Stadion, die aber eine Steinschlacht der beiden Seiten untereinander nicht verhindern konnte. Als ich einen Moment nicht aufpasste, traf mich so ein Teil und mir wurde schwarz vor Augen. Als nächstes spürte ich eine Erschütterung und hörte jemanden „Goju, aufwachen. Wir sind gerade gelandet.“ sagen. Da wusste ich, ich habe das Spiel nur geträumt. Deshalb nun noch mal die richtige Version. Es stimmt alles bis zu dem Punkt „mit dem Taxi zum Stadion“ und das Stadion sieht so aus wie beschrieben.

Als wir dann nämlich Stadiongelände betraten, saßen an einer Kneipe zwei Herren, die ein wenig Englisch konnten und uns erzählten, dass zwar wirklich Derby ist, 14 Uhr sogar (als wir sie fragten, war es ca. 12:30), aber erst am nächsten Tag, dem 26.12. Verdammt. So wurde nun noch mal das Stadion besichtigt. Und auf einmal, während wir so auf das Stadion zugehen, ein Pfiff. Ganz schnell ging es nun hinein. Auf dem Spielfeld zwei Mannschaften mit roten und blauen Trikots. Sollte es etwa jetzt noch ein Jugendspiel geben? Der erste der Aussah wie ein Schiedsrichter wurde angesprochen. Doch er gab zur Antwort: „Only Training“. Und so kam es dann auch. Zwei Jugendmannschaften absolvierten ihr Training. Künstlerpech. Da hat der fuxxsche Riecher mal nicht zu 100% funktioniert. Nach dem dann alle Fotos gemacht wurden, ging es noch mal in eine Brutzelbude am Minibusbahnhof (am Wegesrand lagen unübersehbar tote Esel).

Die Augen von den Kellnern wurden bei unseren Anblick immer größer und selbst der Chef begrüßte uns mit Handschlag. Dann gab es für jeden sein gewähltes Essen (2x Broiler; 1x Nudeln) und nach einer sehr zuvorkommenden Bedienung war auch schon die Zeit zum Aufbruch da. Noch mal der übliche Smalltalk mit den Angestellten und dann gab es ein letztes mal das Highlight „Minibus in Ägypten“. Die Minibusse sind hier wie bei uns als 9er ausgelegt. Jedoch werden in Ägypten immer noch ein paar Sitze mehr rein gebaut, so dass immer 16 Mann (Fahrer + 14 Fahrgäste; des Fahrers Gehilfe sitzt an der Schiebetür im Fußraum) im Minibus Platz haben. Wobei mehr auch mal möglich ist. In diesem unsrigen Fall saßen jetzt 22 Personen im Minibus. 16 Erwachsenen + 6 Kinder. Die Fahrweise war auch nicht viel anders als auf der Hinfahrt. Nur, dass das Gefährt einen leichten Motorschaden hatte. Wenn er stand (z.B. Baustelle) ging er aus. Dann musste der Gehilfe den Minibus von der Straße schieben und der Fahrer haute irgendwo dagegen bis es wieder funktionierte.

Die letzte Mahlzeit in Kairo wurde wieder bei Mäcces (wir werden auch noch zu solchen blassen, schwabbeligen Touris verkommen), danach ging es noch mal auf ein letztes Eis zu El Abt (werd ich vermissen) und ein letztes Mal ins Hotel. Hier wurde noch ein Tee getrunken und ich freundete mich mit der hoteleigenen Katze an.

Anschließend wurde noch mal eine Stadtrundfahrt im Helipolis-Expressbus gekauft, der für die Strecke über eine Stunde brauchte und im Flughafen noch ein bisschen rumgegammelt. Der tui-Flieger hob dann pünktlich um 2:35 ab und 4 Stunden später standen wir schon wieder in Berlin-Tegel. Auf dem Hbf. in Berlin dann gleich wieder das McD okkupiert (dank Monopoly kostenneutral). Noch keine zwei Stunden im deutschen Jammerland und ich hab schon wieder die Schnauze voll. Kommt da doch nicht etwas irgend so eine Type und faselt mich zu, dass ich doch das Foto oder Video, welches ich angeblich mit dem Handy gemacht haben soll, doch bitte lösche. Foto? Video? Hä? Was ist denn jetzt los. Telefonieren wollte ich. Einzige richtige Antwort: „Abhaun Kunde!“ Der Schaffner wollte uns mit unseren zugebundenen Tickets auch nicht einen Zug eher fahren lassen. Weil er hat (O-Ton) „ja noch 20 Jahre bis zur Rente.“ Dann gab es noch ein paar typisch deutsche Ratschläge und ich packte schon wieder gedanklich meine Axt aus, die ich in Ägypten nicht einmal brauchte. Tschüß Ägypten. Vielleicht klappt es noch mal mit uns. (gossnjunge)

 

19.12.2007 Petrojet Suez – Zamalek Club19.12.2007 Petrojet Suez – Zamalek Club

19.12.2007, 14:30 Uhr
Petrojet Suez – Zamalek Club
Suez, As Suawys Stadium
1. Liga – 12.000 Zs. – 1:0

Eine Busfahrt nach Suez (ca. 120 Kilometer von Kairo entfernt) kostete uns pro Person 8 Pfund und 50 Piaster. 10 Uhr war Abfahrt und 11:45 Ankunft in Suez. Der Busfahrer verwandelte dann den Überlandbus in ein wahres Geschoss. Wenn die Autos auf der linken Spur zu langsam waren wurden sie halt rechts überholt. Einmal kurz anhupen und vorbei. Bei der Anfahrt auf Suez fiel sofort das Neubaugebiet rechts der Straße auf, welches komplett neu war, aber total unbewohnt. Daneben die alten Häuser komplett gefüllt. Vielleicht ist das Neubaugebiet auch für den Fall, das es Israel mal wieder hackt und halt die Stadt nach 1967 und 1973 ein Drittes mal zerbombt. Was sagt der Reiseführer zu Suez: „Suez. Eine Stadt, die zweimal zerbombt und wieder aufgebaut wurde. Infolge dessen hat sie aber nichts zu bieten. Ihre Bewohner sind freundlich und hilfsbereit und versuchen dem Besucher den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Daran ändern, dass diese Stadt aber nichts zu bieten hat, können sie auch nichts.“

Ja, und diese Stadt hat wirklich nicht zu bieten. Nicht mal den Autoverkehr, wie er in Kairo oder Alex an der Tagesordnung war.

Circa 500.000 Menschen sollen hier leben. Merken tut man das nicht. Hier sieht alles wie ausgestorben aus. Und auch wieder gilt: „Das ist ein Ort, an dem uns Mubarak nicht haben möchte.“ Was eine Einöde. Am Stadion angekommen bewegten wir uns erst mal zur HT. An einer Absperrung mussten wir allerdings stehen bleiben und erklärten dem Polizisten unser anliegen des Kartenerwerbes. Dieser musste erst einmal bei seinen Vorgesetzten nachfragen und horchte uns dann ein bisschen aus. Woher? Lieblingsklub? Ob wir ägyptische Spieler kennen? Warum wir keine Bayern-Fans sind? Das übliche halt. Aber er kennt Dynamo. Oder besser gesagt Dinamo Bukarest. Kurze Zeit später kam ein andere Cop und sagte, dass er uns in seinem Auto mitnimmt. Wir drei müssen auf der Rückbank des Zivilgefährtes Platz nehmen.

Der Cop setzte sich ans Steuer und neben ihn ein in zivilen Sachen gehüllter, dafür aber dicke Wumme tragender. Ja toll, wollen die uns jetzt ausrauben, oder was? Der Cop tritt aufs Gaspedal, lässt den Motor aufheulen. Fährt mit ca. 4000 Umdrehungen ungefähr 250 m ums Stadion vor den Eingang des Gästeblockes und bat uns auszusteigen. Nun kommt es ganz hart. Ein kleines Kind, im Zamalek-Trikot, wurde angewiesen uns zum Kartenverkäufer zu bringen. Dies tat, wie ihm befohlen. Der Kartenverkäufer forderte von jedem 10 Pfund ein und schon waren wir im Besitz von Gästeblockkarten. Danach dann kurz zum „Golf von Suez“ gegangen und dann noch mal in die Innenstadt begeben. Denn der fuxx verspürte Hunger auf Fleisch. Das Restaurant in Stadionnähe lehnte er noch ab. Aber nach dem in der Stadt keine Brutzelbude gefunden wurde, fanden wir uns dann doch im Restaurant wieder. Hier wurde dann für unglaubliche 22€ für drei Personen gespeist. War aber lecker. 15 Minuten vor Anpfiff dann die 250 Meter zum Gästeblock gegangen und gesehen, dass Massen an Menschen davor standen. Also an der Schlange vorbei nach vorn zu den Polizisten und Kartenabreißern, welche uns dann vor allen anderen Wartenden ins Stadion ließen. Danke. Der Kampf ums unversehrte Ticket wurde natürlich wieder verloren, aber wenigsten konnte man die zweigeteilte Eintrittskarte behalten. Das Stadion in Suez ist ein Duplikat des Arab Constructors Stadion. Nur eine Nummer kleiner. Und einen netten Blick auf den Golf und den Hafen hat man von ganz oben aus den Blöcken. Support von beiden Seiten okay, aber nichts besonders. Aufgefallen sind bei Petrojet noch die vielen Ahly-Trikots und eine Art Petrojet – Al-Ahly –Freundschaftsfahne. Das Spiel gewann Suez mit nur 10 Mann durch einen Sonntagschuss aus 25 Metern ins Dreiangel. Nach Spielende dann Blocksperre am Ausgang und alle Blicke fielen auf uns. Viele Menschen redeten auf uns ein. Der fuxx wurde gar auf Russisch gefragt, ob er Russe sei. Binnen Minuten wurden wir die Attraktion des Tages. Immer wieder „Hello“ und „Welcome to Egypt“. Dann wurden wir gefragt, ob wir Zamalek-Fans seien und die anderen schon bekannten Fragen wurden auch noch gestellt. Was die Leute aber teilweise für ein leuchten im Auge hatten, weil mal ein Ausländer vor ihnen stand, kann man nur schwer erklären. Auf der Straße nach Öffnung der Tore dann das gleiche Bild. Viele guckten nur ungläubig. Andere werden sicher zu Hause erzählt haben, das Fremde in Suez zu Gast waren. Teilweise ist diese Gastfreundschaft schon peinlich, weil man nicht weis wie man ihr entgegnen soll. Soviel Interesse an meiner Person, war mir mehr als unheimlich.

Dann mit Minibus wieder raus aus der Stadt zum Busbahnhof. Dort wollten wir eigentlich wieder den Überlandbus gen Kairo nehmen, doch war der schon abgefahren und der nächste fuhr erst eine Stunde später. Folglich wurde der benachbarte Minibusbahnhof aufgesucht. Mit dem Minibus erreichte man dann knapp eine Stunde später Kairo zur besten Abendbrotzeit. Nach dem Essen dann noch mal ins Internet beim Hany. 1 Stunde für 2 Pfund ist mehr als fair. Und was ließt man da so? Der Trainer von Alex wurde nach der gestrigen Niederlage entlassen.

20.12.2007

Gegen 10 Uhr wurde an diesem fußballfreien Tag das Bett verlassen. Dann sollte es eigentlich mit den Kulturpunkten weitergehen, da es aber regnete, wurde wieder dem Hany in seiner I-Net-Bude Gesellschaft geleistet. Nach Ende des Regens dann Stadtrundgang, was da hieß: ein Querschnitt vieler Stadtteile; Cittadelle; koptisches Viertel; etwas Totenstadt; Cairo-Land (Vergnügungspark) und viele Moscheen. Nähe des ägyptischen Museum zählte ich mal aus Langeweile die Spuren einer Fahrtrichtung. Gezählt wurden 4 Spuren, aber 8 Reihen Autos. Fetzt. Am Abend wieder auf unsere Lieblingseinkaufsstraße begeben, war hier mehr los als normal. Selbst Polizisten regelten den Verkehr und an bestimmten Stellen standen Absperrgitter. Diese Stellen waren dann Kinos. Und der Grund für den Andrang war ein Film der gerade anlief und somit einen waren Ansturm auslöste. Hab ich in Deutschland auch noch nicht gesehen so einen Andrang. Zumal das die nächsten Tage nicht weniger wurde. Ist eben eine 15 Millionen Stadt

 

 

21.12.2007

Was bei uns der Sonntag, ist in islamischen Ländern der Freitag.

Zum Tagesbeginn eine kleine Nilbootsfahrt eingelegt und noch mal ins Koptische Viertel mit der U-Bahn gefahren. Die koptische Kirche ist eine christlich altorientalische Kirche in Ägypten.

Mit der griechischen Fahne wird sich hier anscheinend aus dem Grund geschmückt, da die Kopten auch das griechische Alphabet bei Bibellesungen, Predigt und Gebet benutzen.

Schöne Kirche und mal richtig schöne Gräber (sehen alle so aus, als währen die Särge über der Erde platziert wurden; oder kleinen Mausoleen nachempfunden).

Eine Familie will auch gleich wieder ihre Nudeln mit uns teilen. Dann noch eine Weile durch das Viertel gelaufen, unzählige Kirchen angeschaut und mal diese ruhige Ecke von Kairo genossen.

Das nächste Ziel war dann das islamische Viertel, wo als erstes der Goldbazar (richtig sauber; gepflegt) besucht wurde, welcher von Touristen nur so überlaufen ist. All möglicher Ramsch und Tand wird angeboten, gekauft haben wir letztendlich aber nichts. Dann ging es über die Straße zu einem anderen Bazar (eher für Einheimische) und siehe da: Dreck und keine Touristen. Eben das wahre Kairo. In diesem Viertel besuchten dann der scooby und ich noch die „Rote Moschee“. Was mir da besonders gefiel, war der große Innenhof und die nüchterne Bauweise. Nicht soviel Glanz und Schmuck und überladen an irgendwelchen Ikonen wie in christlichen Kirchen. Alle schön einfach gehalten. Und wie wir da so stehen, beginnt plötzlich der Muezzin zum Gebet zu rufen. War auch mal interessant so einen „Schreihals“ nicht nur durch die Lautsprecher zu hören, sonder es mal live zu sehen wie das da so abläuft.
Abends dann abermals zum Hany. Fuxx schnappt nach Luft, da muss doch schon wieder was sein. Sein grinsen wird größer

und dann plätschert es aus ihm heraus: „Laut den Ansetzungen soll morgen 14:30 Al Jaish ein Heimspiel haben. Müssen wir morgen gleich noch zum Verband und das abchecken.“

18.12.2007 Al-Itihad Al-Sakandary – Ghazi Al-Mahala18.12.2007 Al-Itihad Al-Sakandary – Ghazi Al-Mahala

18.12.2007, 17:30 Uhr
Al-Itihad Al-Sakandary – Ghazi Al-Mahala
Alexandria, Alexandria Stadium
1. Liga – 8.000 Zs. – 1:2

Heute also das erste mal für scooby und mich Zugfahren in Ägypten. Der fuxx hatte ja schon letztes Jahr diese Vergnügen. Und ich muss sagen, das ist mal ein Komfort in den Zügen. Es gibt insgesamt 4 Klassen. 1. Klasse mit AC. 2. Klasse mit AC. 2. Klasse ohne AC und die 3. Klasse, sprich Holzbänke. Wir begnügenden uns heute mit 2. Klasse ohne AC, da hier ja Winter war und die Temperaturen nur bei max. 21°C lagen. Trotzdem rannten viele Ägypter mit Daunenjacken und Co. Rum. Für 27 Pfund konnten wir dann in einem 2. Klasse Zug fahren, den ich gern mal auf deutschen Schienen sehen würde. Man hat mehr Beinfreiheit als im ICE (ungefähr doppelt so viel) und die Sitzbänke lassen sich drehen. Man muss also nie entgegengesetzt der Fahrtrichtung fahren. Coole Sache. Der fuxx verglich dann den Fahrpreis so: „Geh mal in Dresden an den Fahrkartenschalter, verlang ein Ticket nach Saarbrücken und leg 7€ auf den Tisch und sag es stimmt so. Da fragen die dich sicherlich, ob du nur eine Sitzplatzreservierung willst.“ Mann muss sich mal vorstellen. 3,40 Euro für 200 Kilometer. Und das ist schon teuer, weil es der Expresszug ist. Alle anderen sind noch billiger. Billig für uns zumindest. Für den Durchschnittsägypter ist es schon das Gegenteil. Die Landschaft entlang der Zugstrecke sah wie folgt aus. Kairo: Slums, halbfertige Häuser (teilweise nur in irgend einem Mittelgeschoss Wände reingezogen, Dächer fehlen meist komplett); Industrie und Müll. Dann grüne Wiesen und Felder. Kanäle, Eselfuhrwerke, Bauern die mit der Sichel auf dem Feld arbeiten und Palmen. Dann wieder Städte, die irgendwie immer gleich aussehen und wieder grüne Landschaften. Dann die ersten Bezirke von Alexandria. Sahen genauso aus wie in Kairo.

Ankunft in Alex, raus aus dem Bahnhof und ab auf den Markt, von dem die Straßenbahn nach El Max fährt, wo der fuxx uns noch was zeigen wollte. Der Marktplatz eine Wucht. Nicht an Vielfalt und Einzigartigkeit, sondern an Dreck und Gestank. Frisches Obst und Fleisch wird direkt neben Müll bergen verkauft. Überall laute Musik und massig Verkaufsstände. Und mittendrin fahren Straßenbahnen.

Dann die Nr. 19 nach El Max geentert und für 25 Piaster (ca. 3 Cent) eine halbe Stunde aus Alex rausgefahren. Was man hier zu sehen bekam, schlug die ersten Eindrücke von Kairo bei weiten. Noch abgefuckter, noch dreckiger und noch verrückter. So wie die hier leben, kann man auch nur, wenn man nicht weis, dass es auch anders geht. Alex hat auch einen viel intensiveren Geruch nach Müll und Verwesung. Mitten in einem Industriegebiet dann die Endhaltestelle neben dem El Heddod Stadion, welches uns der fuxx zeigen wollte. Aber die Straßenbahnfahrt war da mehr wert. Kurz am Zauntor angeklopft, kam ein Soldat mit ein wenig Englischkenntnis. Kurz erklärt, dass wir das Stadion besichtigen möchten, stimmt er zu, muss aber noch seinen Oberchef fragen. Dieser sagt natürlich nein. Schade. Dann wieder runter vom Stadiongelände und wieder ein sehr krasser Eindruck. 3 Jungs, die mit uns in der Straßenbahn gefahren sind, spielen hier auf dem einzigen Stück (ca. 10 qm) grüne/braune Wiese Fußball. Inmitten von Industriegebieten und dunkelbraunen bis grauen Häusern. Wie hart. Fuxx sagte es ganz treffend: „Das ist ein Ort, wo uns Mubarak nicht haben möchte.“
Von der Straßenbahnhaltestelle sieht man dann die große Abul-Abbas-el-Mursi-Moschee von Alex und auch das Fort Qaitbey, welches an dem Punkt steht, wo einst der Leuchtturm Pharos von Alexandria gestanden hat (280 v. Chr. bis in das 14. Jh. 2 Erdbeben machten ihm dem Gar aus). Mit der Straßenbahn dann wieder zurück zum Marktplatz und noch einmal diese andere Welt in vollen Zügen aufgesaugt. Da kann man sich gar nicht vorstellen, das in Deutschland immer von Armutsgrenze geredet wird, wenn man das hier sieht. Da hat ja noch der Sozialhilfeempfänger mehr als die Menschen hier. Auch ist es bei uns nicht ein Kampf ums überleben. Suppenküchen gibt es ja schließlich genug, so dass man jeden Tag warm Essen kann. Vom Marktplatz dann zum Osthafen gelaufen, wo früher das historische Alex war. Ca. 30 vor Christus lebten hier schon 500.000 Menschen und Alex war der große Konkurrent von Rom. Als Napoleon dann hier achtzehnhundert und noch was einmarschierte, lebten hier nur noch 15.000.

Durrell nannte Alexandria eine Stadt ohne Charakter, doch mit starker Atmosphäre. Diese Atmosphäre an der Schnittstelle von Europa und Afrika, von Mittelmeer und Wüste ist die Stärke der Stadt, von deren glorreicher Vergangenheit nur bescheidene Sehenswürdigkeiten geblieben sind. Vieles ist physisch nicht mehr greifbar und bleibt unsere Vorstellungskraft und Spekulation überlassen, anderes verfällt mit erschreckender Eile. Umso mehr hat die Bühne der levantischen Belle Epoque, von Alexander dem Großen, von Cäsar, Antonius und Kleopatra europäische wie einheimische Schriftsteller inspiriert. Ein fiktives, in chronischer Schwermut um vergange Größe schwelgendes Alexandria, eine mythische Landschaft, die im Rückblick von der realen Vergangenheit nicht mehr zu trennen ist. – eine Stadt, die zu genießen es auch eines gehörigen Sinn für Nostalgie und Melancholie bedarf.“ *Zitat „Ägypten“ aus Ralhp-Raymond Braun (Reiseführer)

Wer nun bei Alex an Historie denkt, alte Denkmäler, Häuser, gar ganze Stadtteile, wird schwer enttäuscht. Von der Geschichte ist nur noch die Erinnerung übrig. Nichts erinnert an den einstigen Glanz dieser Stadt. Trotzdem gilt diese Stadt mit als eine Perle des Mittelmeerraumes. In der Reisekatalogwelt vielleicht, wo Hotels angepriesen werden, die in irgend einem Touristenressort stehen, aber nicht mitten in der Stadt. Zwar wurde die Bibliothek wieder aufgebaut (sogar in einem architektonisch interessanten Stil) und 2002 eröffnet, doch heraus reißen tut sie es auch nicht. Als wir bei der Bibo nach unserem Stadtrundgang aufkreuzten und Eintritt begehrten, hieß es nur: „Sorry. It is closed. It`s a special guest here for 4 days. So it is all closed. Sorry.” Gott verdammt. Ist man einmal hier und darf nicht rein. Also 2-3 Fotos mit „Alex dem Großen“ geschossen und dann weiter gelaufen gen Stadion. Und schon wieder ein krasser Eindruck. Mitten auf der Straße liegt ein Mann vor einer Mülltonne und isst aus dieser. Zu hart. Aber da das an Gegensätzen mal wieder nicht reicht, wir sind ja schließlich in Ägypten, passierten wir erst einen Park, in den unzählige Katzen rum rannten, der sehr gepflegt war und in dem sogar noch ein alter Wachturm von anno domini stand. Im Anschluss daran dann das Botschaftsviertel. Gepflegt, grün und Häuser im europäischen Stil. Und dahinter dann das Alexandria Stadium. Als wir dann die Straße so entlang gingen kamen auf einmal laut schreiend und wild gestikulierend zwei Jugendliche auf uns zu gerannt. Erst wusste man nicht so recht was los war, doch dann erkannten wir sie. Es waren die zwei Jungs, welche uns bei Tersana und bei Arab Constructors gesehen hatten. Weis der Teufel wie die hier her gekommen sind. Kurz begrüßt, dann die Karten gekauft und das Stadion betreten. Die Haupttribüne machte ja schon von außen viel her. Schöne Fassade im Häuserstil. Von innen war es auch nicht schlechter. Die HT bestand aus drei verschiedenen Teilen. In einer Kurve stand eine Art Triumphbogen, am Ende der anderen Kurve ein Turm der alten Stadtmauer von Alex aus der islamischen Zeit. Neben der HT gab es dann noch die erwähnten Kurven und eine Gegengerade, auf der sich der größte Teil der Alex-Supps sammelte und viele Fahnen hisste. Als wir am Rande der HT Platz nahmen, will ein Einheimischer sofort sein Essen mit uns teilen. Im Reiseführer stand, dass das für Ägypter völlig normal ist. Aber wir lehnten es ab. Als er dann aber doch keine Ruhe gab, nahm ich halt eine Orange von ihm und ließ sie mir schmecken. Im Gegenzug lehnte er aber die von mir offerierten Kürbisskerne ab.

Das durchschnittliche Spiel gewann der Gast verdient. Die Alex-Fans hatten eine Supportart, dir mir arg gefiel. Alle setzten sich hin, bewegenden sich dann wie beim rudern und sangen dazu ein Lied. Dagegen sprinteten die Gästefans bei jeden Tor mehrmals quer durch den Block. Über der Anzeigetafel stand noch so eine Art lebendiges Maskottchen. Irgend ein Kunde, mit langen Mantel, der die ganze Zeit irgend etwas rauchendes schwenkte. Die abermals massiv präsente Polizei konnte es nach dem Schlusspfiff auch nicht verhindern, dass der Trainer mit Flaschen beworfen wurde. Als wir dann das Stadion verließen, klagte uns der ein oder andere Alex-Fans sein leid: „Football in Alex is bad.“

Im übrigen kann man den Tee, der hier gebraut wird, wärmsten empfehlen. Noch nie hab ich so leckeren schwarzen Tee getrunken. Zurück am Bahnhof (Stadion ist nur 10 Minuten entfernt) wurden dann zielsicher Tickets für den Zug gelöst, der überall anhält und somit 4 Stunden benötigt. Der Expresszug benötigt nur 120 Minuten.

Wenn man Ägypten so bei Nacht aus einem Zugfenster sieht, wirkt alles gar nicht so, wie es eigentlich ist. Alles so harmlos, friedlich und still. Fast schon heimisch.

Nach der Ankunft am Ramsis gegen 0 Uhr 30 ging es noch mal durch sehr dunkel Gassen zum Busbahnhof um für den nächsten Tag die Bustickets nach Suez zu lösen. Doch wurden die erst am nächsten Tag verkauft. Somit ohne Tickets ab ins Bett.

 

17.12.2007 Talaea Al-Jaish – Baladiyyad Al-Mehalla17.12.2007 Talaea Al-Jaish – Baladiyyad Al-Mehalla

17.12.2007, 14:30 Uhr
Talaea Al-Jaish – Baladiyyad Al-Mehalla
Kairo, A. F. S. A. Stadion Nebenplatz
1. Liga 91er – 25 Zs. – 2:2

Heute sollte das Jugendheimspiel von Itesalat im Stadtteil Maadi besucht werden. Mit der U-Bahn ging es dann bis zu dieser Station. Raus aus der Station und erst mal orientieren wo man ist. Ein Taxifahrer wurde angesprochen. Konnte uns aber nicht weiterhelfen, verwies uns aber an die Taxizentrale. Diese staunten erst mal nicht schlecht, dass sich Europäer für Jugendfußball in Ägypten interessierten, konnten uns dann aber helfen. So wurde uns mitgeteilt, dass die Jugend von Itesalat auch im Railways-Stadion spielt. Und dass das hier der komplett falsche Stadtteil ist. Das mit dem Stadtteil wussten wir ja schon, aber wir spekulierten darauf, das die Jugend von Itesalat im eigentlichen Stadion (Plastic Stadium) spielt. Aber was soll es? Wieder in die U-Bahn und zurück in einen anderen Stadtteil. U-Bahn fahren in Kairo ist an sich nicht so schlimm. Aber das Ein- bzw. Aussteigen ist echt ein Kult. Gleichzeitig versuchen Massen von Menschen die U-Bahn zu verlassen oder zu betreten. Hier gilt nicht, dass man erst mal aussteigen lässt und dann einsteigt. Nein. Hier bildet sich vor den Türen ein Menschenknäuel, welches sich dann aber doch nach wenigen Sekunden auflöst. In der Mitte der Tür wird dann eingestiegen und an den Rändern ausgestiegen. Ich kann diese Hektik beim Ein-/Aussteigen aber auch verstehen. Denn wenn die U-Bahn-Türen erst einmal zugehen, dann gehen sie auch zu. Hier gibt es keine Lichtschranke, die Türen noch mal aufgehen lässt, wenn noch jemand dazwischen steht. Wozu dann aber die grünen (Einstieg) und roten (Ausstieg) Pfeile auf den Boden gemalt wurden, weis ich auch nicht. Ist wieder wie mit dem „Hupen verboten“ Schild. An der Station El Marg verließen wir dann wieder die U-Bahn und fragten erneut Taxifahrer. Diesmal nach dem Spielort des obigen Spieles. Diese konnten uns aber auch nicht weiterhelfen und so liefen wir erst mal zur nächsten größeren Straße. Der Weg führte uns dabei an der Universität von Kairo vorbei, wo dann die Studentinnen uns auch nicht schlecht anschauten. Dann wurde ein Taxi angehalten und der Fahrer teilte uns mit, dass der Spielort entgegengesetzt seiner Fahrtrichtung ist und wir erst mal über diese 4-spurige Straße müssen. O Gott. Schon wieder. Hört das denn nie auf. Aber auch wieder wurde es gemeistert und die andere Straßenseite erreicht. Hier standen wir nun total ungünstig hinter einem Universitäts- und einem Krankenhausausgang. Jedes Taxi was an uns vorbei fuhr war schon besetzt. So gingen wir vor diese beiden Eingänge und hatten aber auch kein Glück, da nun hier mehrere Bushaltestellen waren, von denen aus viele Menschen ein Taxi riefen. Da uns nun die Zeit für diese Spiel davon lief, wollte es der fuxx schon aufgeben, da wir auch nicht wussten wie weit es bis zum Stadion ist. Doch ich probierte es dann noch ein letztes mal und siehe da ein Taxi hält an. Nur das da noch eine Frau drin saß. Der Taxifahrer wusste aber halbwegs bescheid wo wir hin wollten und so wurde das Taxi geentert. Der Taxifahrer fragte dann noch während der Fahrt einen Uniformierten, der im Auto neben dem Taxi saß, wo den genau diese Stadion sein. Nach dem der Major ihm dann den Weg gewiesen hatte, setzte der Taxifahrer noch schnell die Frau an ihrem Wohnblock ab und fuhr uns dann fast bis zum Ziel. Da ich aber nicht der fuxx bin, erwischte ich einen Taximanne, der für die 10 Minuten Fahrt ganze 20 Pfund haben wollte. Was ein Zigeuner. Bekommen hat er letztendlich 6 Pfund. Und das war schon mehr, als er verdient hatte. Zumal wir ja auch nur indirekt am Ziel waren. So wurde erst mal an der ersten Pforte angeklopft. Soldaten machen auf, wir halten ihnen unseren Ansetzungszettel unter die Nase und sie weisen uns den Weg nach rechts. An der nächsten Pforte das gleiche Spiel. Dann an der dritten Pforte wird ein General gefragt, welcher dann drei Soldatinnen auf uns ansetzte, da sie Englisch sprachen. Nun hieß es aber komplett nach links zu laufen. Also an den ersten beiden Pforten wieder vorbei zur vierten. Hier wurde gemeint, das wir die Straße vor laufen und rechts abbiegen sollten und dann am Ziel sind. Okay, taten wir. Schlussendlich war dann diese Wegbeschreibung die richtige. Zur Hälfte herum gelaufen ums Army-Gelände, wurde am richtigen Eingang dem Wachpersonal nur der Ansetzungszettel unter die Augen gerieben und dann das Armed Force Sports Academy Stadion geentert. Doch oh Kraus, waren hier noch planen auf dem Spielfeld. Doch ein Pfiff war auch zu hören. Dann mal hinter einer Mauer geguckt, in der eine Türe offen war und auch Soldaten rum standen. Siehe da. Auf dem Nebenplatz wird gespielt. Natürlich verfügt dieser Nebenplatz über keinen Ausbau. Aber wir betraten ihn zur 25. Spielminute. Ob wir dann aber bleiben sollten oder gleich wieder gehen, wussten wir auch erst nach der 90. Minute. Wenn man halt da ist, nimmt man solchen Hafer auch mit.

Nach diesem Spiel ging es dann wieder zur nächst größeren Straße, wo uns auf einmal mehrer Tribünen und Flutlichter grüßten. Also wieder über eine 4-spurige Schnellstraße gelaufen, aus irgendwelchen Gründen geht das ja schließlich immer gut, und mal bis zum nächsten Tor gelaufen. Vor diesem Tor saßen dann drei Wachmänner, welche eine junge Dame einfach so durch liefen ließen. Da dachten wir uns nur noch „hinterher“. Die Wachmänner reagierten auch erst gar nicht auf uns. Guckten verdutzt, als wir an ihnen vorbei durch das Tor liefen und riefen uns letztendlich dann doch zurück. Wurden halt sie gefragt, welche Stadien das sind. Kairo International Stadion und zwei große Schwimmstadien (wirklich groß; mit riesigen Tribünen) gab es zur Antwort. Da der Zauberspruch „Allemani Press“ nichts half und mir „Sesam öffne dich“ in diesem Moment nicht einfiel, durften wir das International Stadion nicht betreten. Dagegen wurde uns ein Hockey-Stadion empfohlen, welches wir an Tor 7 betreten könnten. Ja super. Hockey. Ein wenig enttäuscht gingen wir zum nächsten Busstop um den nächsten Bus gen Ramsis zu betreten. Im Ramsis Bahnhof wurde als erstes die Touri-Info aufgesucht, wo man uns in Englisch und Arabisch die benötigten Tickets für die Zugfahrt nach Alexandria aufschrieb. Englisch für uns, Arabisch für den Ticketverkäufer. Ein Mitglied der Touristenpolizei brachte uns dann noch zum richtigen Schalter und wenige Augenblicke später hielten wir die Fahrkarten in den Händen. Dann noch Pizza essen gewesen und es ging schon wieder ins Bett. Die Tage sind hier eindeutig zu kurz.

 

16.12.2007 Al Ahly – Zamalek Club16.12.2007 Al Ahly – Zamalek Club

16.12.2007, 14:30 Uhr
Al Ahly – Zamalek Club
Kairo, Al-Sekka Al-Haded (Railways) Stadium
1. Liga 91er Jahrgang – 340 Zs. – 3:0

Heute ging es nach dem Frühstück mit der U-Bahn (eine Fahrt ein Pfund) bis zur Oper und von dort zum ägyptischen Fußballverband. Beide befinden sich auf der Insel Gezira unweit des el-Burg (Kairo-Turm).

Grund war die Bestätigung der Ansetzungen, da ja auf Grund Afrika-Cup alles zusammen geschoben wurde. Und als zweites wollte man noch die 2. Liga und Pokalansetzungen in Erfahrung bringen. Jedoch konnte uns Marques vom Verband beim 2. Punkt nicht behilflich sein, war aber ansonsten sehr hilfsbereit. Danach ging es noch zu Fuß auf die Suche nach einem Internetcafe. Also wieder runter von der Insel, auf der auch noch das Al Ahly Stadion liegt, weg vom Zentrum. Ein Einheimischer wusste noch zu sagen, dass in unserer Wegrichtung nichts ist, was einen Touristen interessieren könnte, doch wir sind ja keine Touristen. Und plötzlich traf es mich wie ein Schlag in den Nacken. Es war einfach nicht zu glauben. Unfassbar. Stand da doch am Straßenrand ganz unschuldig ein… na was denkt ihr?… ein „Hupen verboten“-Schild. Das Gegenteil passierte natürlich auf der Straße.

Im I-Net-Cafe gab es dann noch mal die Bestätigung der Bestätigung der Ansetzungen. Doch plötzlich ein Aufschrei im Internetcafe. Was war passiert? Jemand uns mit einer Berühmtheit verwechselt? Jemand uns für Terroristen gehalten? Wurde gar das Internetcafe mit einem Stern aufgewertet, weil Europäer sich darin aufhielten? Nein. Ganz anders. Der fuxx entdeckte die Jugendliga-Ansetzungen. So wurde kurz die I-Net-Chefin herbeizitiert, welche uns die Ansetzungen vom Arabischen ins Englische übersetzte. Und siehe da: Jugendderby Ahly – Zamalek. Immerhin die beliebtesten Clubs in Ägypten. Anstoß 14:30. Wo wusste sie allerdings nicht. Also schnellen Fuße vorbei am „Hupen-verboten“-Schild zum Al Ahly Stadion. Dort wurde aber nicht gespielt, wie uns die Pförtner sagen konnten. Zutritt sei außerdem nur für Vereinsmitglieder erlaubt. Dafür wussten sie aber, das im Railways-Stadion gespielt wird. Diesen Namen schrieben sie uns für den Taximanne in arabisch auf einen Zettel und 2 Sekunden später saßen wir im Gefährt. Wieder ging es Richtung Arab Constructor Stadion. Und siehe da, dass große Stadion welches wir am Vortag von der Hochstraße aus sahen ist nun also der Spielort. Eintritt musste keiner entrichtet werden und die wieder mal in großer Zahl vertretenen Polizisten wiesen uns den Weg auf die Haupttribüne. 25.000 Personen sollen in diese Stadion passen. Könnte hin kommen. Große Haupttribüne. Etliche Stufen rings rum. Geiles Stadion. Solche werden in Deutschland ja leider immer seltener. Bei Ahly bildete sich sogar ein Heimblock aus 30 Mann, welcher das ganze Spiel durch sang. Kurz nach Anpfiff bat dann via Lautsprecher der Muezzin zum Gebet. Bis zum Ende seines Rufes wurde dann das Spiel unterbrochen uns sich auf dem Spielfeld nicht bewegt. Ebenso auf den Rängen war es mucks Mäuschen still.

Ein bisschen wurde sich dann beiderseitig bepöpelt, aber der mahnende Finger eines Oberuniformierten ließ dieses dann doch abflauen. Ansonsten sahen wir halt ein gutes Jugendspiel. Nach dem Spiel dann wieder mit Stadtbus zum Ramsis und von dort in ein Nudelrestaurant, in dem 3x Nudeln mit Salat und Getränk für umgerechnete 2 Euro 20 verspeist wurde. 2 Euro 20 alles zusammen wohl gemerkt.

 

15.12.2007 Zamalek Club – Telekom Itisallat15.12.2007 Zamalek Club – Telekom Itisallat

15.12.2007, 19:00 Uhr
Zamalek Club – Telekom Itisallat
Kairo, Military Academy Stadium
1. Liga – ca. 7.000 Zs. – 3:0

bringen sollte. Wieder quer durch Kairo Richtung Flughafen Helipolis. Unterwegs ein großes erleuchtetes Stadion gesehen, wozu der Fahrer zu berichten wusste, dass darin Handball gespielt wird. Angekommen am Military Academy Stadium musste man erst über eine 4 spurige Schnellstraße sprinten um anschließend bei einem fliegenden Händler die Eintrittsberechtigungen zu kaufen. Zur ca. 15. Spielminute wurde am Rande der Gegengerade Platz genommen. Gäste waren hier keine vor Ort, dafür aber ein ca. 300 Mann ultraorientierter Heimmob, welcher die Fahne „White Knights“ präsentierte. Stimmung war auch gut. Teilweise war das ganze Stadion am singen. Zamalek schaffte aber erst nach einem Platzverweis für die Gäste das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten.

Das Stadion besteht aus einer großen Haupttribüne und ebenso hohen Kurven und Gegengerade. Nach weniger ereignisreichen Minuten ging es dann mit den Massen aus dem Stadion zu den Stadtbussen die vor dem Stadion standen. Kurz nach „Ramsis“ (Hbf. von Kairo, in dessen Nähe unser Hostel war) gefragt, welches sogleich positiv beantworte wurde. Im Bus mussten wir dann für die 30 Minuten fahrt 50 Piaster abdrücken, was ungefähr 6 Cent entspricht.

Den Zamalek-Fans im Bus entging aber nicht, dass wir keine Ägypter wahren. So wurden wir erst nach der Nationalität gefragt, bekamen dann erst einmal ein „Welcome to Egypt“ zu hören und mussten uns in 30 Minuten allerlei Fragen erwehren. Was ist unser Lieblingsverein? Warum nicht Bayern? Ob wir ägyptische Spieler kennen würden? Seit wann/bis wann wir in Ägypten sind usw. Ein Kollege musste dann aber zum besten geben, dass er Hitler mag. Wurde dann aber sofort von seinen Kumpels zurecht gewiesen, als sie unser Augenrollen sahen. Alles in allen muss man sagen, dass die Ägypter Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und zuvor kommend sind. Bevor sie sich auf einem freien Platz im Bus setzten, wurden erst wir gefragt, ob wir uns nicht setzten wollten.

Angekommen am Ramsis wurde sich sehr gestenreich verabschiedet und wir gingen unseren Weg hin zu Einkaufsmeile schlecht hin von Kairo. Die Schari Talaat Hrab. Was dort aber los war, ist einfach unbeschreiblich. Solche Menschenmassen hab ich noch nicht mal an Stadionausgängen gesehen oder auf dem Striezelmarkt zur Hochkonjunktur. Utopisch. Dazu noch überall fliegende Händler, die ihre Textilien, Gürtel usw. Feil boten. Und das ziemlich laut. Dann noch die unzähligen hupenden Autos. Boar, dass kann schon erschlagend wirken. Um den Magen nun aber nicht allzu viel Stress zu zumuten, wurde heute erst mal im McDonalds diniert. Danach liefen wir noch mal die Straßen auf und ab. Hielten bei El Abt an, um Eis zu kaufen, welches sich als das beste Eis entpuppte, welches wir bisher gegessen hatten. Vergesst italienisches Eis in Deutschland. Das hier war tausendmal besser. Es gab zwar nur 5 Sorten, die waren aber ihr Geld wert. 2 Kugeln kosteten nur 2 Pfund und 50 Piaster. Krass. Je ärmer die Länder desto besser und billiger das Eis. Oder wie? Kairo – keine Stadt, ein Monster. Ein tausendjähriges Monster in dem 15-18 Millionen Menschen leben. Somit die größte Stadt des afrikanischen Kontinentes.

 

15.12.2007 Al Mokawloon Al Arab – Petrojet Suez15.12.2007 Al Mokawloon Al Arab – Petrojet Suez

15.12.2007, 17:00 Uhr
Al Mokawloon Al Arab– Petrojet Suez
Kairo, Osman Ahmed Osman Stadium
1. Liga – ca. 600 Zs. – 0:0

Kurz vor knapp wurde das auf einem Berg liegende Stadion erreicht. Eintrittskarten gekauft und der Gästeblock betreten. Da wollte man uns erst nicht reinlassen, aber da wir ja dann anscheinend doch keine Ägypter waren, ließ man uns gewähren. Am Eingang jedoch noch ein kurzer Kampf um die Eintrittskarten, da der Ordner anstatt diese nur einzureißen gleich ganz

weg werfen wollte. Nach abermaligen „No, Souvenir, Souvenir“ beließ er es beim kurzen einreißen. Und da hier auch noch später angepfiffen wurde, waren wir sogar noch 15 Minuten zu früh da. Das Osman Stadion ist mal richtig geil. Schöne große Haupttribüne und der Rest vom Stadion mehrere Stufen im Unterrang und dazu noch immer einzelne Blöcke im Oberrang. Dazu eine Anzeigetafel, auf der gezeigt wird, welche Mannschaft wie viel Prozent Ballbesitz hat, wie oft von welcher Mannschaft gefoult wurde usw. Fetzt. Fans aus Suez waren 120 angereist, die eine große Blockfahne mitbrachten. Wieder wurde getrommelt, geklatscht und gesungen. Im sitzen, wie im stehen. Den Heimblock bildeten hier ca. 200 Jugendliche, welche wohl eher einem Jugendinternat angehöretn. Ältere Heimfans gab es nicht. Aber erstaunlich war, wie laut auch mal 14-16 jährige werden können. Im Stadion verteilt wieder massig Miliz in Uniform. Scheint hier irgendwie Beschäftigungstherapie zu sein. Zumal die Kadetten nun auch nicht gerade den klügsten Eindruck machten. Während der Halbzeit dann eine Stadionrunde gedreht, bei der uns plötzlich zwei Jugendliche mit Fingerzeig auf die Augen und dem Wort „Tersana“ zu verstehen gaben, dass sie uns beim vorherigen Spiel gesehen hatten. Dann wurde noch etwas ägyptisches Gebäck probiert, welches aus Blätterteig bestand und mit etwas gefüllt war, dass auf den ersten Blick aus sah wie Nugatcreme. War es aber nicht, denn die Konsistenz der Füllung erinnerte eher an Sauerkraut. Schmeckte aber wiederum nicht so. Wir werden es wohl nie erfahren, was wir da gegessen haben. Warum auch. Hat doch geschmeckt. Also wird es schon nichts schlimmes gewesen sein. Nach dem Spielschluss ging es wieder schnellen Schrittes den Berg hinab zur Schnellstraße um wieder ein Taxi ran zu winken, welches uns zum Spiel….